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Reformzug wird ausgebremst

Die Bildungsmesse Didacta, die noch bis Samstag in Stuttgart stattfindet, steht im Zeichen der Hirnforschung: Die Klett-Gruppe wartet mit Gerhard Roth auf, der an der Universität Bremen eine Professur für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie hat und am Eröffnungstag mit einem gut besuchten Vortrag sein pünktlich zur Didacta bei Klett-Cotta veröffentlichtes Buch „Bildung braucht Persönlichkeit. Wie Lernen gelingt“ präsentierte. Außerdem wird sich der Ulmer Hirn- und Lernforscher Manfred Spitzer den Publikumsfragen stellen, und Lernmethodiker wie Wolfgang Endres sind angekündigt.

Die großen Schulbuchverlage präsentieren ihre Neuentwicklungen in Halle 1, wo es am Eröffnungstag aber ebenso ruhig gewesen ist wie auf dem gesamten Messegelände. Während die Besucher – überwiegend Pädagogen, Bildungspolitiker und Medienvertreter – froh waren, sich ohne Gedränge informieren zu können, haben viele Aussteller wie Andreas Baer, Geschäftsführer des Branchenverbands VdS Bildungsmedien, „das am ersten Tag üblicherweise große Gedränge vermisst“. Die Verlage führten das Ausbleiben des Besucheransturms überwiegend auf die für Dienstag angekündigten Bahnstreiks zurück und hoffen, dass an den vier restlichen Messetagen dafür umso mehr Besucher zur Didacta reisen werden.

Interaktive Lernportale liegen weiterhin im Trend

Zufrieden waren die Ravensburger AG und Oetinger mit dem ersten Messetag:  

  • Die Ravensburger AG nutzt die Messe, um den Pädagogen ihren seit Herbst 2010 lieferbaren Hörstift „Tiptoi“ vorzustellen und konnte mit der neuen Technologie sogar Bundesbildungsministerin Annette Schavan faszinieren, die sich das Gerät auf ihrem Messerundgang ausführlich erklären ließ.
  • Wettbewerber Hirmer präsentierte am Mittwoch (23. Februar 2011) den eigenen Hörstift „Ting“, der im Frühjahr mit 39 Titeln von neun Verlagen auf den Mark kommen soll; der genau Starttermin ist noch unklar (hier mehr Infos).
  • Die Oetinger-Gruppe, die in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Didacta vertreten ist, präsentiert ihr vor wenigen Wochen gestartetes Portal Onilo, mit dem Bilder- und Kinderbücher digital umgesetzt und für die Nutzung auf dem Whiteboard aufbereitet werden. Bereits am ersten Messetag sind einige Vertreter anderer Verlage an den Stand gekommen, um sich über die auch für Fremdverlage offene interaktive Plattform zur Literaturvermittlung zu informieren.
  • Die Cornelsen-Gruppe, die derzeit unter dem Motto „Evolution 2012“ umstrukturiert wird, präsentiert ihr neues Online-Lernportal Lerncoachies. Das Backend basiert auf Komponenten der von DigiOnline vertriebenen Lern- und Community-Plattform WebWeaver, die seit 2004 online ist und nach eigenen Informationen inzwischen mehr als 2 Mio Nutzer hat.
  • Außerdem stellen Microsoft und Cornelsen ihre Plattform Mathematik365 vor, die an drei Pilotschulen das Unterrichten in der „Cloud“ testet.

Leicht rückläufige Geschäftsentwicklung im Jahr 2010

Unzufrieden sind die Bildungsverlage weiterhin mit der Diskrepanz zwischen den bildungspolitischen Ambitionen und deren Finanzierung. „In fast allen Bundesländern steht ein pädagogischer und organisatorischer Reformzug unter Dampf“, erklärte VdS-Vorsitzender Wilmar Diepgrond. Parallel dazu würden die Etats der Schulträger immer weiter gekürzt. Diepgrond warnte davor, dass Deutschland der Abstieg in die zweite Bildungsliga drohe.

Nach VdS-Angaben verringerte sich der Umsatz mit analogen und digitalen Bildungsmedien 2010 auf insgesamt 455 Mio Euro (–1%). Der Umsatz  mit den allgemeinbildenden Schulen stagnierte bei 327 Mio Euro. Die Erlöse im Bereich Erwachsenenbildung gingen um 4% auf 72 Mio Euro zurück; für das Segment berufliche Bildung wird das Minus auf 2% beziffert, wodurch sich der Umsatz auf 56 Mio. Euro reduziert hat.

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