Der Schweizer Medienhändler Exlibris (hier der Eintrag im buchreport-Ranking der 50 größten Buchhandlungen) geht in die Offensive. Nachdem die Migros-Tochter Anfang Juli ein stattliches Umsatzplus von 6% für das erste Halbjahr 2008 ausweisen konnte, hat Firmenchef Peter Bamert im Interview mit der „Handelszeitung“ die Eröffnung von 15 weiteren Filialen angekündigt. Aktuell führt Exlibris 120 Standorte.
Im Interview verteidigt Bamert die Strategie, nach der aufgehobenen Buchpreisbindung 15% Rabatt auf alle Bücher und 30% auf Bestseller zu geben. „Wir verdienen immer noch Geld, weil wir unsere Kosten im Griff haben. Wir sind ein zentral geführtes Unternehmen. Wir erhalten beim Einkauf einen Mengenrabatt und können deshalb sowohl bei Büchern als auch bei Musik- und Filmprodukten mit tieferen Preisen operieren.“
Auf die Frage, ob er der Totengräber der kleinen Buchhandlungen sei, entgegnet Bamert: „Ich bin der Robin Hood der Kunden und Leser. Ein Jahr, nachdem die Buchpreisbindung weggefallen ist, haben sich die Prophezeiungen nicht bewahrheitet, weder fand ein Buchladensterben statt, noch wurden die Bücher teurer, noch werden weniger Bücher produziert.“
Weitere Punkte des Exlibris-Chefs:
- Der Marktanteil der größten 10 Buchhandlungen liege heute in der Schweiz bei rund zwei Dritteln.
- Vor zehn Jahren habe eine Buchhandlung mindestens 700.000 Franken (ca. 430.000 Euro) Umsatz erzielen müssen, damit sie Gewinn abwarf, heute mindestens 1 Mio Franken (613.000 Euro), weil die Kosten gestiegen seien.
- Ein viel größeres Problem für die kleineren Marktteilnehmer seien das Versandhaus Amazon und internationale Filialisten wie Thalia oder Weltbild.
- Bamert rechnet nicht damit, dass die Buchpreisbindung wieder eingeführt werde, Bundesrat Couchepin habe erklärt, die Wiedereinführung sei chancenlos.
- Exlibris plane zunächst 15 neue Läden in der Deutschschweiz; angesichts der Entwicklung des Internets könnte jedoch die Filial-Zahl langfristig auf 90 Läden schrumpfen.
- Derzeit erwirtschafte Exlibris mit Büchern einen Jahresumsatz von 24,5 Mio Euro, was einem Marktanteil von 5% in der Schweiz entspreche; insgesamt will der Filialist 2008 rund 122 Mio Euro Umsatz erzielen (2007: 115 Mio Euro).
- Den Marktanteil bei Filmen und Musik beziffert Bamert auf 20%.
- In Kürze will Exlibris eine SMS-Bestellung einführen.
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