Der Journalist Rolf Seelmann-Eggebert war „In Hütten und Palästen“ (so der Titel seiner Autobiografie) und hat den Deutschen die europäischen Königshäuser erklärt. Bei seiner aktuellen Lektüre bekam er einen Einblick ins Weiße Haus: „An sich habe ich eine gewisse Abneigung gegenüber Büchern, die eine Seitenzahl von 400 überschreiten. Aber angesichts der allgemeinen Verzückung von Michelle Obamas Buch habe ich eine Ausnahme gemacht. Ich hoffte, das Innenleben des Weißen Hauses mit all seinen Falltüren etwas besser kennenzulernen. Als langjähriger Fernsehkorrespondent in Afrika interessierte ich mich dafür, wie die USA ihr erstes Präsidentenpaar mit afrikanischem Hintergrund aufnehmen würden. Das war damals während des Wahlkampfes eine hitzige Debatte. Mir gefällt, wie weit sich Michelle Obama auf ein Zwei-Rollen-Spiel einlässt: mal VIP und Auskunftsperson als ehemalige Präsidentengattin, mal die Familienfotografin mit Jeans auf dem Boden liegend. Über die wirklichen Probleme, die ein solches Leben für die Familie bedeuten, erfährt man im Buch allerdings weniger, als man möchte. Sie geht nicht über die Ärgerlichkeiten des Alltags hinaus. Der Titel ‚Becoming‘ deutet an, dass die Autorin ein wichtiges Ziel ihrer Entwicklung erreicht hat. Man darf gespannt sein auf das nächste ‚Kapitel‘.“
Michelle Obama Becoming, 542 S., 26,00 €, Goldmann, ISBN 978-3-442-31487-4
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