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Ronya Othmann über »Die Sommer«

Ronya Othmann wurde 1993 in München geboren und studiert am Literaturinstitut Leipzig. Sie erhielt unter anderem den MDR-Literaturpreis, den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, den Lyrik-Preis des Open Mike und den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, war 2018 in der Jury des Internationalen Filmfestivals in Duhok in der Autonomen Region Kurdistan, Irak, und schreibt für die „taz“ gemeinsam mit Cemile Sahin die Kolumne „OrientExpress“ über Nahostpolitik. „Die Sommer“ (Hanser) ist ihr erster Roman. (Foto: Cihan Cakmak)

In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 14 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Ronya Othmann.

Mein Roman in drei Sätzen

Wenn ich das in drei Sätzen schreiben könnte, hätte ich keine 280 Seiten geschrieben. Ich versuche es trotzdem: Es geht um das Erinnern, darum, wie wichtig jedes Detail wird, wenn alles verloren ist. Es geht um Liebe, um Gewalt und was politische Gewalt dem Individuum anrichtet.

Mein Weg zu Hanser

Der Weg von meinem Buch zum Verlag über meine Agentin. Ansonsten U-Bahnhaltestelle Münchner Freiheit aussteigen, einmal quer durch den Englischen Garten laufen. (Habe mich aber sehr gefreut, weil seit ich 16 bin und die Bücher von Herta Müller entdeckt habe, Hanser auch ein bisschen Traumverlag ist.)

Das Verdienst meines Lektors

Dinge im Text zu sehen, die ich selbst nicht gesehen habe und den Text wieder und wieder zu lesen, wo ich ihn schon fast nicht mehr lesen konnte.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Viel Leidenschaft, das ist schön, leider aber auch Marktzwänge, das ist nicht so schön. Bisschen mehr Lyrik wäre nice und ein bisschen mehr politisches Bewusstsein.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Rotorbooks, Leipzig, eine kleine Buchhandlung, ein wunderschöner Raum in der wunderschönen Kolonadenstraße, in dem die Bücher kuratiert sind wie in einer Kunst­galerie.

Meine Lieblingsautoren

Da gibt es viele. Aber die Bücher von Herta Müller habe ich oft ge­lesen. Ansonsten Friederike May­röcker und kürzlich neu entdeckt: Mustafa Khalifa.

So lese ich

Überall, wo man sitzen kann.

Schreiben ist für mich

Arbeit und ein Grund, nicht früh ins Bett zu gehen.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Lese ich.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Es gibt Stimmen, die werden gebraucht. Ronya Othmann hat eine solche Stimme. In ihrem ersten Roman erzählt sie eine Geschichte, die ganz einfach ist, und zugleich alles andere als einfach. Wer „Die Sommer“ gelesen hat, blickt anders auf unsere Gegenwart. Ich bin froh über diesen wichtigen politischen Roman im Jahr 2020.

Florian Kessler, Lektor

Debütanten im Herbst 2020 – im buchreport.magazin 07-08/2020

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