Französischer Einzelhandelsriese Fnac will 500 Stellen kürzen
Rückbau statt Ausbau
Während hierzulande der Buchhandels-Primus Thalia mit einem Restrukturierungsprogramm die Wende schaffen will (hier mehr), zeigt sich in Frankreich die Fnac alarmiert. Nach einem schwachen Jahr 2011 baut das Medienkaufhaus insgesamt 500 Stellen ab.
Laut einer Pressemitteilung entfallen davon 310 Stellen auf den französischen Markt. Außerdem sollen die Mieten durch Verhandlungen mit den Vermietern gekürzt werden. Ziel der Maßnahme: Konzernchef Alexandre Bompard (Foto) will 80 Mio Euro in diesem Jahr einsparen.
Im vergangenen Jahr sei der Umsatz um 3,2% gesunken, besonders das stationäre Geschäft (–5,4%) habe geschwächelt. Im „Figaro“ (hier) erklärt Bompard, dass der Markt für kulturelle Produkte seit 2006 jährlich 2% an Umsatz und 2011 sogar 5% der Erlöse verloren habe.
Die Gewerkschaft reagierte naturgemäß skeptisch auf die Ankündigung zum Jobabbau. Dieser sei eine Folge dessen, dass die Eigentümer eine höhere Dividende verlangten. Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren habe Bompard keine überzeugende Strategie entwickelt. Der Webshop Fnac.com – das „Herz der Fnac-Strategie“ (Pressemitteilung), wo keine Stellen in Gefahr sind – sei als „Nirvana“ präsentiert worden, während in den Filialen lediglich architektonische Veränderungen erfolgt seien.
Die 1954 gegründete französische Fnac unterhält 158 Filialen in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Schweiz, Brasilien und Marokko und beschäftigt weltweit rund 17.000 Mitarbeiter. Zum Gesamtumsatz von zuletzt rund 4,5 Mrd Euro (2010) steuern Bücher rund 550 Mio Euro bei.
Seit Jahren ist die Zukunft des französischen Medienhändlers unklar, denn der Handelsriese unter dem Dach des Konzerns Pinault-Printemps Redoute (PPR, neben der Fnac u.a. der Luxuskonzern Gucci, Puma sowie die Möbelkette Conforama) steht seit 2006 zum Verkauf.
Zu seinem Amtsantritt legte Bompard dennoch ein Expansionsprogram auf: Bis 2015 sollen 80 neue Filialen eröffnet werden; 2011 sind laut Fnac bereits über ein Dutzend Standorte hinzugekommen.
Rückblick auf die jüngsten Signale des Konzernchefs aus dem Jahr 2011:
Im Frühjahr erklärte die Fnac, sie wolle in Frankreich und Spanien in den Einzelhandel in Bahnhöfen und Flughäfen einsteigen (hier mehr). Flankiert wurde die Attacke an Gleisen und Gates von zahlreichen Personalien.
Im Sommer schloss der französische Multimedia-Filialist eine Allianz mit zweitgrößten Mobilfunkanbieter in Frankreich SFR (hier mehr).
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