AUFGEFALLEN – das Thema der Woche
Nach dem offenen Brief der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen (AUB) haben sich in dieser Woche viele Verleger zur Konditionendebatte zu Wort gemeldet. Dass Verlage maßgeblich die Handelsstruktur gestalten, kann Rowohlt-Geschäftsführer Peter Kraus vom Cleff nicht bestätigen: Die Verlage hätten weder den Strukturwandel ausgelöst, noch dem Buchhandel eine Flächenexpansion aufgenötigt, erklärt er im Interview mit buchreport. Verleger Peter Kern sieht auch im Sortiment Handlungsbedarf: Er wünscht sich, dass kleine Buchhändler unabhängige Verlage durch bessere Titelpräsentation unterstützen (hier weitere Stimmen). Angesichts der drohenden Borders-Insolvenz in Amerika ruft Tokyopop-Verlagsleiter Joachim Kaps dazu auf, gemeinsam zu kämpfen, statt den Markt vor allem über Expansion und Handelsmargen zu definieren (hier mehr).
ANGEKLICKT – die wichtigsten News auf buchreport.de
Insolvenz: Hatje Cantz Verlag sucht neuen Investor
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Thalia schließt Jahresgeschäft besser ab als die Gesamtbranche
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Kostenbremse: Orell Füssli steigert 2010 Ergebnis
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E-Books: Telekom will Plattform für digitale Bücher entwickeln
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ZUGESPITZT – der Kommentar der Woche
„
Unsere Espresso Book Machine dient als literarische Zeitmaschine und ermöglicht den Kunden, perfekt gebundene Kopien antiquarischer Bücher zu erhalten, die bis dato unerschwinglich teuer oder unmöglich zu bekommen waren. Was mich fasziniert, ist die Tatsache, dass diese antiquarischen Bücher kostenlos als Downloads über Google verfügbar sind. Zweifelsohne werden viele dieser Bücher als E-Books heruntergeladen, aber für viele Leser und Autoren bleibt der Reiz des Papiers. Wenn man die Freude in ihren Gesichtern sieht, kommt man unvermeidlich zu dem Schluss, dass wir noch immer die Erfahrung des gedruckten Wortes schätzen, die für die Ewigkeit auf den Seiten eines Buchs bewahrt wird.“Jeff Mayersohn über seine Erfahrungen mit der „Espresso Book Machine“
GEZWITSCHERT– der Tweet der Woche
Steffenmeier: In der Buchbranche wird viel gelacht, wenn auch mitunter mit einem leicht hysterischpanischen Unterton.
AUSGESCHWÄRMT – der Blick über den Tellerrand
Die massiven Umwälzungen im Filialbuchhandel jenseits des Atlantiks sind Ausdruck nicht nur eines einzigen, sondern eines mehrfachen Strukturwandels, der die Amerikaner in dieser Geballtheit unvorbereitet getroffen hat. Die Ketten zahlen den Preis für größenwahnsinnige Expansion im Hauruckverfahren und die Konzentration auf Großflächen. Jetzt bauen sie dramatisch zurück und suchen verzweifelt nach Perspektiven und zukunftsfähigen Konzepten. Dass deutsche Großbuchhändler scharf im Auge behalten, was in den USA passiert, ist richtig und wichtig, wenn es um Trends und Entwicklungen geht. Da eignet sich der amerikanische Markt mit seinen heftigeren Ausschlägen und geringerem Beharrungsvermögen als Anschauung. Die Botschaft, dass sich die Gewichte zwischen Print- und E-Book, stationärem und Online-Handel schnell und nachhaltig verschieben können, ist in Deutschland angekommen. mehr…
ANGEKLOPFT – der Aufsteiger der Woche
Ian Johnson beschreibt die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus in „Die vierte Moschee“ (Klett-Cotta); Anklopfer auf Platz 58.
VORAUSGEBLICKT – die Termine des Monats
- 13./14.2. Bücherbörse Ostwestfalen, Bad Salzuflen
- 7.–19.2. AKV-Jahrestagung, Frankfurt/Main
- 17.–27.2. Kinder- und Jugendbuchwochen, Stuttgart
- 22.–26.2. Didacta, Stuttgart
- 23.2. AKV-Treffen „Umgang mit Rechten und Lizenzen“, München
- 26.2–28.2. Cadeaux (PBS), Leipzig
AUFGELESEN – was sonst noch geschah
Wie sinnvoll ist es, per einstweiliger Verfügung gegen ein bereits massenhaft verbreitetes Buch vorzugehen? Diese Frage rückt in den Blickpunkt durch das vorläufige Verbot des Romans „Ein Traum von einem Schiff“ von „Stromberg“-Darsteller Christoph Maria Herbst. Der Blick auf die bisherigen Verkäufe und die SPIEGEL-Bestsellerliste, deren Platz 17 der Schmonzetten-Verriss aktuell belegt, legt jedenfalls den Verdacht nahe, dass der schnelle Rechtsbehelf rund sieben Wochen und 100000 Verkaufsvorgänge zu spät kommt. Die Verbreitung der inkriminierten Inhalte dürfte durch das jetzt ausgelöste Medienecho sogar verstärkt werden. Fast könnte man in solchen Fällen denken, die einstweilige Verfügung habe ihren Namen daher, weil sie einst, vor einer Weile noch etwas genützt hätte.
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