In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt 13 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Rüdiger Barth.
Mein Roman in drei Sätzen
Die frühere Nummer 1 des Welttennis wird drei Jahre nach seinem Karriereende von der ungeschlagenen neuen Nummer 1 zu einem Duell gefordert – vor 30.000 Zuschauern, um 10 Mio Dollar Preisgeld, all or nothing. Noch einmal versammelt Toto Berger, so heißt unser Held, seine alten Vertrauten um sich, darunter den Sohn, den er stets verleugnet hat, und die Frau, die er heimlich liebte, noch einmal bringt er sich in Form. Ein Roman über das Drama des Spitzensports, über Freundschaft, vor allem: über die Liebe.
Mein Weg zu Heyne
War verschlungen. Als Reporter des Magazins „Stern“ habe ich jahrelang viele Sportstars aus der Nähe erlebt, Fußballspieler, Tennisspieler, Formel-1-Piloten, Olympiasieger, hatte mich nach vielen Interviews gefragt, wie es möglich sein könnte, ins Innere dieser Persönlichkeiten zu blicken, die ich oft misstrauisch und eher abweisend erlebte. Ein wirksamer Selbstschutz, der von klein auf erlernt wird, eine Härte, die sogar Voraussetzung ist für große Siege, denn diese Menschen sind Killer, wenn sie da rausgehen, müssen Killer sein. Bis ich mir irgendwann sagte: Ich muss einen Roman schreiben, um diesen Typus wirklich in die Tiefe zu ergründen, um zu begreifen, warum diese Menschen nach ihrer Karriere mit dem ringen, was wir Leben nennen. Ich begann zu schreiben. Und schrieb. Sowas dauert. Die Hamburger Literaturagenten Nadja Kossack und Lars Schultze-Kossack brachten „Das Haifischhaus“ schließlich Heyne-Encore-Verleger Markus Naegele nahe. Und wenn Markus ein Buch gefällt, macht er es.
Das Verdienst meines Lektors
Es haben mich einige kundige Menschen auf dem Weg begleitet, nennen möchte ich hier Jürgen Teipel und Markus Naegele. Mit den beiden intensiv zu arbeiten, über Dramaturgie, Sprache, Figuren zu reden, war ein Vergnügen.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Für mich noch immer der wunderbarste Geschäftsbetrieb der Welt. Die richtigen Bücher werden trotz aller Beschleunigung der Dinge weiterhin mit Leidenschaft gemacht. Zumindest hatte ich das Glück, dies so erleben zu dürfen.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Früher die verwinkelte, hölzern knarrende Buchhandlung Gastl in Tübingen an der Stiftskirche. Heute die weite Welt von Sautter + Lackmann in Hamburg. (Und danach um die Ecke in die Erste Liebe Bar).
Meine Lieblingsautoren
Tim Winton, John Irving, Uwe Timm. Der Australier Winton ist in Deutschland leider nicht so bekannt, wie er es verdient hätte. „Cloudstreet“ ist ein Wunder.
So lese ich
Überall. Im Stehen im überfüllten ICE nach Berlin. Manchmal im Gehen, wenn es einfach zu gut ist. Wann immer meine Kinder mich lassen. Ohne Buch verlasse ich nie das Haus, ich fühlte mich sonst unvollständig.
Schreiben ist für mich
Der Weg an die Quelle. Beim Schreiben verdichten sich die wirbelnden Ideen, drängen hin auf einen Punkt, den ich vorher allenfalls geahnt habe. Schreiben ist Denken mit den Fingern.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Mache ich mit Vorliebe das, was wir so Leben nennen. Schreiben und leben passen ja leider auch nicht recht zusammen.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Das Sujet des Sportler-Romans ist in Deutschland (anders als in den USA oder England, man denke an Chad Harbachs „Die Kunst des Feldspiels“ oder Chris Cleaves „Gold“) bisher kaum literarisch in Erscheinung getreten. Dabei bietet der Sport mit den großen Triumphen und Tragödien und psychologischen Besonderheiten eine großartige Umgebung, um die menschliche Seele zu erforschen. Und genau das macht Rüdiger Barth mit seinem Debütroman auf ganz eigene Art und Weise. Der Tennissport ist der Rahmen, in dem seine Geschichte um eine zweite Chance im Leben spielt, primär geht es aber um die Frage, was im Leben wichtig ist.
Markus Naegele, Verlagsleiter
Debütanten im Herbst 2019 – im buchreport.magazin 09/2019
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