Heftige Kritik übt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di an Valora Retail, dem Marktführer im deutschen Bahnhofsbuchhandel. Der Schweizer Konzern setze die Beschäftigten der Stilke Bahnhofsbuchhandlungen unter massiven Druck, zwinge sie zur Unterzeichnung von Aufhebungsverträgen und Kündigungen. „Wer dem Unternehmen nicht passt, wird solange unter Druck gesetzt, bis er das Feld räumt“, berichtet Katharina Sehne, bei ver.di in Hamburg für den Bahnhofsbuchhandel zuständig.
Ziel sei offenbar, die Tochter Stilke in die Valora Retail Betreibergesellschaft (VRB) zu überführen, wo die Beschäftigten befristete Arbeitsverträge und weniger Lohn erwarte. Beim alteingesessenen Hamburger Unternehmen Stilke, das Valora Anfang 1997 von der Douglas AG gekauft hat, gilt dagegen der Tarifvertrag des Einzelhandels und es gibt einen Betriebsrat. Valora betreibt in Hamburg und Umgebung ca. 30 Stilke-Filialen, wobei das Personal laut ver.di in acht Filialen bereits von der VRB gestellt werde. In der Lokalpresse wird berichtet, dass Mitarbeiter massiv bedrängt würden, Auflösungsverträge zu unterschreiben. Laut ver.di laufen derzeit 33 Arbeitsgerichtsverfahren, von denen 28 der Betriebsrat angestrengt hat. „In der Firma herrscht Endzeitstimmung“, so ein Mitarbeiter im Gespräch mit buchreport: „Viele gehen davon aus, dass es Stilke bis Ende des Jahres nicht mehr geben wird.“
Valora Retail weist Vorwürfe zurück
Auf Anfrage weist Mathias Gehle, Geschäftsführer von Valora Retail Deutschland, die Kritik zurück: „Die Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage.“ Es habe nur aus betrieblichen Gründen „Versetzungen von Stilke-Mitarbeitern in andere Stilke-Filialen“ gegeben, Aufhebungsverträge seien „einvernehmlich auf Wunsch der Mitarbeiter“ geschlossen worden, Grund seien „persönliche Gründe wie Krankheit oder Vorruhestand“. Im Fall einer fristlosen Kündigungen habe man aus „nachweislich widerrechtlichem Verhalten“ Konsequenzen ziehen müssen.
Der Valora-Konzern gerät nicht zum ersten Mal in die Schlagzeilen:
- Negative Berichterstattung gab es auch in der Schweiz, als sich der Konzern 2005 nach Protesten der Gewerkschaft Unia und von Aktionären schließlich bereit erklärte, Mindestlöhne in Höhe von 3300 CHF zu zahlen.
- In Deutschland sorgte ebenfalls 2005 für Aufsehen, als das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von einer heimlichen Videoüberwachung in einer Stilke-Filiale berichtete.
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