Auch die Casting-Sternchen Monrose machen Front gegen Internetpiraten: „Runterladen und diese ganze Scheiße!“ |
Nachdem rund 200 prominente Künstler und Verleger in der vergangenen Woche mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen in einem offen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel einen besseren Schutz des geistigen Eigentums vor Internet-Piraterie aufgefordert haben, hagelt es nachträglich Kritik. „Wann kooperieren auch schon einmal DJ Ötzi, Gottfried Honnefelder, René Kollo, Atze Schröder und Julia Franck?“, hebt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (die in ihrem Artikel hauptsächlich kritische Stimmen aus Blogs referiert) das Gewicht der Kampagne hervor. Räumt aber ein, dass die Unterzeichner – indem sie ein fragwürdiges Zitat des „geistigen Großeigentümers“ Mark Getty (geistiges Eigentum sei das „Öl des 21. Jahrhunderts“) verwendet hätten – „in den rhetorischen Hallraum von Angriffskrieg und Völkerrecht des Stärkeren“ geraten seien.
Bei perlentaucher.de regt sich Rüdiger Wischenbart, Ex-Pressesprecher der Frankfurter Buchmesse, über das „schreckliche Layout“ der Anzeige (Foto: Auszug) auf – und darüber, dass die Verleger an ihren eigentlichen Problemen vorbeizielten. „Die Kernprobleme und Konfrontationszonen bei Büchern sind, nach weitestgehend übereinstimmender Einschätzung in der Branche, die immer weiter steigenden Zahlen jährlicher Neuerscheinungen, der Konzentrationsprozess und daraus resultierende Schlachten um Lieferkonditionen und Marketingkosten im Handel, eine immer häufiger unterlaufene Buchpreisbindung, immer höhere Risiken (Stichwort: Vorauszahlungen) insbesondere für mittelgroße, konzernunabhängige Verlage – und wenig Innovation.“ Abgesehen von der „Innovation“ habe dies mit Internet, Missachtung von geistigem Eigentum und Piraterie herzlich wenig zu tun. „Einzige Ausnahme sind allenfalls digital vertriebene Hörbücher, die eine der ganz wenigen, immer noch schmalen neuen Nischen öffneten, in denen sich Buchverlage ernsthaft mit dem Internet beschäftigt haben, und wo sie ein Zusatzgeschäft zum traditionellen Buchvertrieb fanden.“
BÜCHER & AUTOREN
Georg M. Oswald: reagiert auf das Essay „Am Ende der Welt“ von Helmut Böttiger, in dem der Literaturkritiker das Politische in der deutschen Gegenwartsliteratur in Frage stellt.
„Süddeutsche Zeitung“ (Seite 13)
Terry Pratchett: Schöpfer der „Scheibenwelt“ hat mehr als 30 Bücher geschrieben, kämpft gegen Alzheimer – und wird jetzt 60 Jahre alt.
zeit.de
VERLAGE
Bertelsmann: druckt Wikipedia; das verlegerische Risiko ist, weil keine Honorare gezahlt werden, kalkulierbar.
„Neue Zürcher Zeitung“ (Seite 44)
Kloepfer & Meyer: einigte sich mit dem Schwäbischen Verlag auf einen Vergleich; Streitpunkt: das von Josef-Otto Freudenreich herausgegebene Buch „Wir können alles – Filz, Korruption & Kumpanei im Musterländle“.
fr-online.de
Ratgeber: Es gibt einen „kleinen, tabubrechenden Boom an Armeleuteratgeber und Schnorrerliteratur“, Beispiele: „Berlin für Arme“.
„Süddeutsche Zeitung“ (Seite 14)
ONLINE
Second Life: CEO Philip Rosedale räumt Chefposten – steht die virtuelle Welt vor dem Umbruch, möglicherweise gar Verkauf?
„Handelsblatt“ (Seite 19)
Microsoft, Yahoo: Ultimatum für eine gütliche Einigung ist verstrichen – gar keinen Partner zu finden ist aber weder für Microsoft noch für Yahoo eine Option.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 24)
MEDIEN & MÄRKTE
Kino: Komödien sind das einzige, was im Kino zurzeit angesichts frühlingshafter Temperaturen funktioniert.
spiegel.de
Einzelhandel: Edeka und Tengelmann ringen um Plus, Gespräch beim Kartellamt ohne Ergebnis.
ftd.de
Einzelhandel: Metro verringert Verlust von Kaufhof und Real.
handelsblatt.com
Einzelhandel: Thomas Vollmoeller wird neuer Chef des Schweizer Kiosk-Betreibers Valora.
nzz.ch
Mobilfunk: Freenet kauft Debitel – die Konsolidierung der Mobilfunkprovider erreicht ihren Höhepunkt.
ftd.de, welt.de, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 16), „Süddeutsche Zeitung“ (Seite 21)
Medien: Die Gesellschafter beim „Spiegel“ beharken sich.
welt.de, turi2.de, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 42), tagesspiegel.de, „Handelsblatt“ (Seite 15), fr-online.de, taz.de
Medien: Bertelsmann-Stiftung steht immer wieder im Verdacht, zu viel politischen Einfluss zu nehmen und dabei weniger das Gemeinwohl als das des Medienkonzerns zu verfolgen – Gunter Thielen weist solche Vorwürfe aber zurück.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 14)
Medien: US-Zeitungsverlage beklagen miserable Geschäfte – nur Rupert Murdoch hat gute Laune und will das „Wall Street Journal“ umkrempeln.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 24)
Medien: Forscher arbeiten an kleinen Bildschirmen in Zeitungen.
„Süddeutsche Zeitung“ (Seite 19)
Konsum: Trotz teurer Lebensmittel wolllen die Deutschen 2008 wieder mehr Geld ausgeben.
welt.de, „Süddeutsche Zeitung“ (Seite 23)
SZENE
Poetry-Slams: in Zürich boomen – nur: Die Slam-Poeten lassen sich an einer Hand abzählen.
„Neue Zürcher Zeitung“ (Seite 53)
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