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Rushdie bekommt Friedenspreis: Vielgelobte Entscheidung

Als der Stiftungsrat zu Wochenbeginn den diesjährigen Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels verkündet, fällt das Medienecho groß und einhellig positiv aus: Salman Rushdie sei „einer der würdigsten Kandidaten“ (Roman Bucheli, „NZZ“), die Wahl „eine mutige Entscheidung“ (Jan Wiele, „FAZ“) und „eine ebenso erlösende wie überfällige Auszeichnung“ (Denis Scheck, SWR). Die Jury zeige „literarische Expertise und ein Gespür dafür, dass die düsteren Zeiten mit einem Krieg mitten in Europa und Bedrohungen der Demokratie weltweit eines entschlossenen Einsatzes für verfolgte Schrift­stel­le­r*in­nen bedürfen“ (Dirk Knipphals, „taz“).

Salman Rushdie (Foto: Rachel Eliza Griffiths)

Salman Rushdie (Foto: Rachel Eliza Griffiths) äußert sich immer wieder zu Themen wie Zensur, Meinungsfreiheit und religiös motivierter Gewalt. Nach dem Anschlag auf ihn im August 2022 war er im Mai bei einer Veranstaltung der Schriftstellervereinigung PEN America erstmals wieder öffentlich aufgetreten. Zum Erhalt des Friedenspreises sagt er: „Ich kann der Jury nur für ihre Großzügigkeit danken. Ich weiß, wie bedeutsam dieser Preis ist, und ich bin ein wenig eingeschüchtert von der Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger, zu der sich mein Name nun gesellen wird.“ Die Preisverleihung findet am 22. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt.

Rushdie, der am Tag der Friedenspreis-Ankündigung 76 Jahre alt wurde, zählt zu den wichtigsten Vertretern der englischsprachigen Gegenwartsliteratur. Sein neuer Roman „Victory City“ ist im April bei Penguin auf Deutsch erschienen und war 3 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste Hardcover Belletristik vertreten. Unter der Marke Penguin legt die Verlagsgruppe Penguin Random House auch ältere Rushdie-Titel sukzessive neu auf, die bisher in anderen Imprints geführt worden sind.

»Verfechter der Freiheit des Denkens«

Die große Resonanz auf die Wahl Rushdies hängt auch mit seiner Lebensgeschichte zusammen: 1989 war er wegen seiner Darstellung des Propheten Mohammed in dem Roman „Die satanischen Verse“ vom damaligen iranischen Führer Ruhollah Chomeini mit einer Fatwa zum Tod verurteilt worden und ist seitdem massiv bedroht. Im August 2022 überlebte er einen Mordanschlag, verlor aber ein Auge. Auch seine Schreibhand ist seitdem beeinträchtigt.

„Dennoch ist er nach wie vor einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache – und zwar nicht nur seiner eigenen, sondern auch der von Menschen, deren Ansichten er nicht teilt. Unter hohen persönlichen Risiken verteidigt er damit eine wesentliche Voraussetzung des friedlichen Miteinanders“, heißt es vom Stiftungsrat des Friedenspreises. „Wir ehren Salman Rushdie für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt bereichert.“

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