Thilo Sarrazin (Foto: Tanja Schnitzler), mit seinem neuen Buch „Wunschdenken“ aktuell auf Platz 3 der Bestsellerliste, liest immer parallel ein Sachbuch und einen Roman, „wobei das Sachbuch dem Tage, der Roman dem Abend vorbehalten ist“. Als Sachbuch hat er soeben „Die schwarze Macht“ von Christoph Reuters abgeschlossen. Daneben liest er den jüngsten Roman von Louis Begley „Zeig dich, Mörder“.
Sein Urteil: „Bei den Romanen habe ich Lieblingsautoren, deren Neuerscheinungen ich quasi automatisch lese. Dazu gehör Begley, auf dessen ersten Roman ‚Lügen in Zeiten des Krieges‘ ich 1991 aufmerksam wurde. Seine Werke sind psychologische Kunstwerke, diskret und von tiefgründigem Humor. ‚Zeig dich, Mörder‘ ist eine Mordgeschichte. Der eigentliche Held ist diesmal nicht der melancholische Anwalt, der in seinem Haus auf Long Island ermordet wird, sondern sein Neffe, der die finsteren Machenschaften aufdeckt, die zu dem Mord führten und bei der Rache am Mörder selber schuldig wird. Von irdischen Richtern ist er nicht zu belangen. Aber die Frau, die er liebt, wendet sich ab, natürlich eine schöne junge Anwältin. Es ist bemerkenswert, wie Begley die Psychologie seines jungen Helden meistert. Offen bleibt, ob dieser im Jagdeifer seine moralischen Maßstäbe verloren hatte oder sie gar nicht erst besaß.“
Louis Begley Zeig dich, Mörder, 302 S., 19,95 €, Suhrkamp, ISBN 978-3-518-42466-7
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