Auf dem britischen Buchmarkt sind die kommerziellen Zwänge um einiges stärker als in Ländern mit gebundenen Buchpreisen. Umso bemerkenswerter ist die Nachricht, dass der größte britische Buchhändler Waterstone’s jetzt nach Wegen suchen will, unabhängigen kleinen Verlagen mit ihren Büchern mehr Präsenz zu verschaffen. Das wachsende Interesse an den Independents beim britischen Branchenprimus verdeutlicht, dass das Überleben der Unabhängigen für den Buchhandel nicht nur von allgemein-kultureller, sondern auch von wirtschaftlicher Bedeutung ist.
Die kleinen Verlage sind mit ihren Angeboten jenseits des kommerziellen Mainstreams nicht nur das Salz in der Suppe des Literaturbetriebs. Sie garantieren das kreative Grundrauschen, das dem Buchhandel ermöglicht, sein Profil gegenüber reinen Bestsellerrampen in Verbrauchermärkten zu schärfen, die in Großbritannien in Gestalt von Tesco & Co. immer mehr Buchumsatz an sich ziehen. In Deutschland hat die reine Existenz der Bücher-Boutiquen außerdem eine politische Dimension, weil die kulturelle Lebendigkeit der Buchbranche eine der zentralen Rechtfertigungen der Preisbindung ist.
Aus allen diesen Gründen ist es ein Problem der ganzen Branche, dass sich die Lage vieler Kleinverlage verschärft hat, und zwar nicht nur infolge der aktuellen Krise, sondern aufgrund struktureller Probleme wie der immer stärker rein erfolgsorientierten Einkaufspolitik bei Filialisten und Barsortimenten oder der höheren Drehgeschwindigkeit des Remissionenkarussels. Es gibt lobenswerte Initiativen wie den „Independent Day“ und die „Buchschätze“-Regale der Mayerschen. Angesichts wachsender Probleme für die kleinen Verlage sollte das Motto für die ganze Branche sein: Mehr davon!
aus buchreport.express 10/2010
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