Der Kampf gegen illegale Kopien wird für Verlage immer undurchschaubarer. Vor wenigen Monaten haben Produktpiraten eine neue Erlösquelle gefunden, berichtet Andreas Kaspar, Inhaber der auf die Bekämpfung von Marken- und Urheberrechtsverletzungen spezialisierten Agentur CounterFights Anti-Piracy: Zahlreiche, meist gewerblich agierende Anbieter verkaufen E-Book-Reader, bestückt mit Hunderten digitalen Raubkopien. Oder sie bieten CD-Sammlungen mit geklauten E-Books an, teilweise spezialisiert auf Genres oder Reihen. Knapp 100 solcher Auktionen hat er bei einer Stichprobe im März aufgespürt.
Diese Angebote seien erst die Vorboten der nächsten Stufe der Produktpiraterie, prophezeit Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang. Je größer die Speicherkapazität der Datenträger werde, umso mehr Raubkopien können sie tragen. Eine immer größer werdende Schatzkammer für organisierte Kriminelle.
Um „das Problem direkt an der Wurzel anzugehen, statt einzelne Auswüchse zu bekämpfen“, konzentriere sich der Börsenverein darauf, die größten illegalen Marktplätze für E-Books und Hörbücher zu eliminieren. Künftig verstärkt im länderübergreifenden Verbund: Mitte April will der Verband ein Konzept für eine internationale Allianz zur Bekämpfung von E-Book-Piraterie vorstellen.
Aus Sicht von Kaspar ergänzen sich flächendeckende Notice-and-Takedown-Verfahren mit der punktuellen Verfolgung der Filehoster. Unter der Prämisse, dass die Verlage aktiv werden: „Die Branche will die Fehler der Musikindustrie nicht wiederholen, ignoriert Piraten aber ebenso wie anfangs die Musikindustrie. Noch ist das illegale Angebot überschaubar. Handeln die Verlage jetzt nicht, ist es in wenigen Jahren so groß, dass man es kaum noch eliminieren kann.“
Die Branche hat die Fehler der Musikindustrie bereits wiederholt. Sie versucht heute, wie damals, mit DRM verseuchte Ware zu überteuerten Preisen loszuwerden – und wundert sich, dass die Kundschaft das nicht mitmacht.
@ Sprang: Sie wissen um den griechischen Mythos von der Hydra? Schlägt man ihr einen Kopf ab, wachsen zwei nach. Was das für die Bekämpfung von Piraterie bedeutet, habe ich Ihnen ja schon im Detail dargestellt: http://bit.ly/zJZadD
Kam leider keine Antwort von Ihnen. Insbesondere eine empirisch unterfütterte Kosten-Nutzen-Rechnung fände ich interessant.
@ Kaspar: Die Branche will die Fehler der Musikindustrie nicht wiederholen, ignoriert Piraten aber ebenso wie anfangs die Musikindustrie.“ Kann ich nur zustimmen. Wobei mir der Ausdruck „ignoriert“ in dieser lemminghaften Situation eher ein wenig zu schwach vorkommt. Nun ja, der Leidensdruck wird rapide wachsen.