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Scheinsieger in der Preisklemme

Die Einigung von Großverlagen wie Hachette mit Amazon wurde 2014 von vielen als Sieg der Verlage gewertet (hier unser Dossier zum Thema). Doch die Rückkehr zur preislichen Selbstkontrolle per Agency-Vertrag hatte rückblickend „desaströse Folgen“ für die Verlage, zumindest in den Augen des Autors und Marktforschers Hugh Howey. Der Hybrid-Autor hat sich in seinem neuen „Author Earnings Report“ mit der Preisentwicklung und den Konsequenzen beschäftigt:

  • Preise: Seit Februar 2014 sei der Durchschnittspreis von E-Books der fünf größten US-Buchverlage bei Amazon um 17% gestiegen, während Selfpublisher und kleinere Verlage die Preise zuletzt gesenkt hätten.

  • Bestseller: Seit Januar 2015 hätten die Big-5 rund 26% weniger Titel in den Kindle-Charts platziert, was Howey als klare Folge des Preisplus sieht.
  • Absatz/Umsatz: Der tägliche Durchschnittsabsatz der Konzernverlage sei um 17% gesunken, der Umsatz – wegen der Preissteigerungen – um 7,8%. Zum Vergleich: Der US-Verlegerverband AAP hatte den Umsatzrückgang von über 1200 Verlagen von Februar 2014 bis Januar 2015 auf 8% taxiert.

  • Autoren: Seit Januar dieses Jahres sei der tägliche Durchschnittsumsatz der Big-5-Autoren um 20% gesunken, während die Selfpublisher mit ihren Erlösen inzwischen an ihnen vorbeigezogen seien.
Basis von Howeys Analyse sind die Kindle-Bestsellerdaten, die von Howey automatisch ausgelesen werden. Entscheidend ist dabei besonders der Sales Rank. Hinzugefügt werden Absatzzahlen, die Howey von Autoren erhält und die mit den Sales Ranks der ausgelesenen Amazon-Daten korreliert werden. So rechnet Howey die fehlenden Daten hoch.

Somit sind die Daten selbst nur eingeschränkt repräsentativ, da sie auf den Kindle-Bestsellerrankings von Amazon basieren. Viele Verleger vermuten, dass Amazon nicht nur Umsatzkriterien berücksichtigt, sondern auch andere Faktoren in den Algorithmus seiner Bestsellerplatzierungen einfließen lässt. Zudem berücksichtigt Howey nur E-Book-Verkäufe und damit nur einen Ausschnitt des Marktes, obwohl die meisten Verlage noch immer den Großteil ihres Umsatzes mit gedruckten Büchern bestreiten.

Howey selbst fordert Autoren wie Verlage auf, die Daten selbst nachzurechnen und zu kritisieren. Zu diesem Zweck hat er die Rohdaten im Excel-Format zur Verfügung gestellt und die Internetseite authorearnings.com eingerichtet, auf der laufend weitere Analysen erscheinen.

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