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Schlachten und fehlende Helden

Ex Libris und Amazon liefern sich auf dem Schweizer Buchmarkt eine knallharte Rabattschlacht und der Buchhandel dümpelt nach aktuellen GfK-Zahlen beim Umsatz mit 5,6% im Minus. Marianne Sax, Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes (SBVV), lotet im buchreport-Interview die Ursachen des Einbruchs aus.

Der Schweizer Buchhandel hat im 1. Halbjahr 5,6% weniger Umsatz erwirtschaftet. Wie erklärt sich der Einbruch?

Warum nach dem doch eher hoffnungsvollen Geschäftsjahr 2013 dieser veritable Absturz stattfindet, kann ich nicht schlüssig erklären. Es gibt drei Ansätze: Erstens die Bestsellerschwäche, im Frühjahr fehlte der große zugstarke Titel. Zweitens die Sparwelle der Schweizer Kantone und Gemeinden, was bei Bibliotheksbestellungen und beim Schulbuch spürbar wird. Drittens verlieren womöglich die Buchketten an Anziehungskraft, denn von vielen Kolleginnen und Kollegen aus dem mittleren und kleineren Buchhandel höre ich, dass sie keine großen Einbußen haben oder die Umsätze halten. Auch in meiner Buchhandlung haben wir das 1. Halbjahr besser überstanden als der Schnitt. 
Ex Libris liefert sich mit Amazon eine knallharte Rabattschlacht, beide gewähren 20%. Wie groß ist der Kollateralschaden?

Beide hauen sich bereits seit Langem die Rabatte um die Ohren, das ist für den Schweizer Buchhandel seit dem Fall der Preisbindung eigentlich nichts Neues mehr. Neu ist leider, dass derzeit viele von den öffentlichen und institutionellen Buchkäufern nur auf den Preis schauen und zu Amazon oder Ex Libris abwandern, um dort einzukaufen. Das tut dem übrigen Buchhandel weh. 

„Buy local“ soll dem Standortbuchhandel auch in der Schweiz auf die Sprünge helfen. Zündet der Rütli-Schwur für Qualität? 
Der „Buy local“-Gedanke kommt bei den Buchhändlern in der Schweiz bis jetzt überhaupt nicht an. Es gibt nur eine einzige Initiative in Basel. Wir im Verband sind der Überzeugung, dass „Buy Local“ auch lokal initiiert werden muss. Das können und wollen wir nicht von Zürich aus zentralistisch dirigieren. Und ich glaube auch nicht, dass der Buchhandel in dieser Sache unbedingt vorangehen muss. Es ist schön, wenn Buchhandlungen die Initiative ergreifen, aber eigentlich sind hier die Gewerbeverbände der Städte, die es in vielen Orten gibt, gefordert. Sie sind viel besser vernetzt und sollten aktiv werden. 
Die Schweizer Branche hat sich auf der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr groß inszeniert. Hat sich das Schaulaufen gelohnt? 

Auf jeden Fall. Der Auftritt hat beim Publikum und in der Presse eine große Resonanz erzeugt. Leipzig war ein großes Schaufenster für die Schweiz. Wir haben die Türen aufgemacht. Jetzt kommt es darauf an, was Verlage und Autoren auf dem wichtigen deutschen Markt daraus machen. 

Marianne Sax
Jahrgang 1964, ist seit 1990 Inhaberin des Bücherladens Marianne Sax in Frauenfeld. Seit April 2008 engagiert sie sich als Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes (SBVV).

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