Buchhändler und Verleger, die auf Kreditfinanzierung angewiesen sind, treffen auf reserviertere Banker. Noch ist der Investitionsstau nicht dramatisch, aber an Programm und Angebot wird schon gespart.
Die Kreditversorgung für den Mittelstand wird schwieriger. Als besonders kritische Phase für Unternehmensfinanzierungen gelten das 1. und 2. Quartal 2010, so Hartmut Schauerte, der Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung. Denn: Für die Verlängerung laufender Kredite oder neue Kredite müssen die Unternehmen mit ihren oft schlechteren Bilanzen für 2009 antreten. Die Folge: Schlechtere Kreditbedingungen.
Verschlechterte Bedingungen werden auch in der Buchbranche längst ausgemacht: In einer aktuellen buchreport-Umfrage unter Buchhändlern und Verlegern klagt bereits fürs laufende Jahr ein Viertel über schlechtere Kreditkonditionen, auch bei langjährigen Geschäftsbeziehungen. Mehrere Teilnehmer berichten von gekürzten oder auch komplett gestrichenen Überziehungskrediten.
Banken erschweren den Kapitalzugang
„Es sind die höheren Chargen in der Bank, die die unteren daran hindern, auch nur geringfügige Kredite wie gewohnt zu gewähren“, kritisiert ein Verleger. Auch gute Zahlen helfen nicht unbedingt: „Wir haben gegen den Trend seit Januar an der Kasse über 10% zugelegt, nur das Rechnungsgeschäft war rückläufig. Trotzdem macht uns die Bank das Leben nicht gerade leichter“, ärgert sich ein Sortimenter.
In der Tendenz scheinen Verlage von Restriktionen der Banken eher betroffen zu sein als Buchhandlungen, aber für eine eindeutige Trendbeschreibung ist die statistische Basis der aktuellen Umfrage zu klein.
Bremswirkung bei der Programmgestaltung
Der Investitionsstau ist derzeit noch nicht dramatisch, aber immerhin 16% geben an, Investitionen wegen der Kreditbedingungen zu verschieben: Da wird im Buchhandel auf den neuen Teppichboden verzichtet und an Markisen ebenso gespart wie an der Weiterbildung des Personals und Werbemaßnahmen.
Massiv gespart wird auch beim Programm und beim Einkauf:
- Mehr als die Hälfte der Verlage in der Umfrage macht Abstriche beim Programm: „Wegen der vermutlich schwierigen Kreditbedingungen haben wir begonnen, in der Programmplanung deutlich vorsichtiger zu kalkulieren“, schreibt ein Verleger. Ein anderer verzichtet auf Nachdrucke. Aber nicht alle Programmverschlankungen sind einer Kreditklemme geschuldet, sondern eine Reaktion auf das immer stärker Toptitel einkaufende Sortiment.
- Der Trend hat sich womöglich verschärft, denn gut 40% der Buchhändler in der Umfrage geben an, für den Herbst noch vorsichtiger disponiert zu haben, manchmal auch gegen bessere Vorsätze: „Wir wollen auch den nicht so bekannten Verlagen gerecht werden, sind aber jetzt gezwungen, nur Mainstream einzukaufen“, kommentiert ein Buchhändler. Ein anderer beschränkt sich noch stärker auf aktuelle Titel, und wenn die Titelauswahl nicht verengt wird, werden die Stückzahlen heruntergefahren. Eine Vorratshaltung wie in den 90er-Jahren könne sich eben niemand mehr leisten.
Die für 2010 prognostizierte weitere Verschärfung der Kreditbedingungen wird bei ausgereiztem Sparpotenzial zumindest einen Teil der Branche treffen. Für glückliche 15% der Teilnehmer an der buchreport-Umfrage ist das dagegen gar kein Thema: Sie haben keinen oder wenig Kreditbedarf, eigenes Kapital oder einen privaten Kreditgeber, der anders tickt als eine Bank.
aus: buchreport.express 34/2009
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