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Schluss mit Netzneutralität

Netzneutralität ist es, wenn die Technologie-Anbieter bei der Durchleitung von Daten keinen Anbieter bevorzugen. Ein hoher Wert – vielleicht der letzte verbliebene Wert – in der Netzkultur. Doch die Situation des Internets – stetig, aber langsam wachsende Kapazitäten bei exponentiell steigenden Datenmengen primär durch Streamingdienste – ist ungünstig für hohe Werte. Verteilungskämpfe statt Ethik sind das Gebot der Stunde.

Opfer und Täter

Opens external link in new windowNetflix ist Opfer und Täter in einem. Seine 44 Mio. Kunden sorgen zu Spitzenzeiten für ca. 30% des gesamten Internet-Traffics in den Vereinigten Staaten. Jeder dritte US-Bürger schaut Netflix, das mit eigenen Serien und Nachrichtenformaten längst zum eigenständigen Sender geworden ist. Eine Milliarde Stunden monatlich werden ausgeliefert, das sind pro US-Bürger mehr als drei Stunden.

Wegelagerer am Daten-Highway

Doch wie das E-Business-Magazin t3n Opens external link in new windowberichtet, beklagten sich die Konsumenten in den vergangenen Wochen massiv über gestörten, weil verzögerten IP-TV-Genuss. Der Verdacht wurde wiederholt laut und konnte nicht ausgeräumt werden, dass Netzbetreiber wie Verizon oder eben Comcast Druck auf den Streaming-Primus ausüben und damit ein Daten-Schutzgeld herausholen wollten.

Steilvorlage für europäische Anbieter?

Die Wegelagerei am Daten-Highway ist legal. Ein US-Gericht hat entschieden, dass es im Ermessen der Netzanbieter liegt, wie sie ihre Kundenbeziehungen gestalten. Auch in der EU befassen sich politische Gremien mit der Netzneutralität. Der ITRE, der Industrieausschuss des Europäischen Parlaments, wird voraussichtlich kommende Woche entscheiden, ob er für ein Gesetz oder eine bloße Empfehlung plädieren wird. Die großen Netzprovider dürften mit Spannung auf das Ergebnis warten – allen voran die Telekom.

Was auf dem Spiel steht

Auf dem Spiel stehen dabei nicht nur die Chancen innovativer, schlecht mit Betriebsmitteln ausgestatteter Inhalte-Anbieter, deren anspruchsvolle Produkte sich hinter seichten Serien und Erotikfilmchen in die Schlange einzureihen hätten. Selbst große Inhalteanbieter könnten unter die Räder geraten, wenn nämlich Netzbetreiber selbst zu Aggregatoren oder Produzenten und sich selbst die notwendige Bandbreite genehmigen würden. In einer solchen Netzwelt säßen nicht einmal mehr die Zuschauer von ARD und ZDF in der ersten Reihe.

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