Bei der heutigen Hauptversammlung des Börsenvereins tritt Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs zur Wiederwahl für eine zweite Amtszeit an. Zum Auftakt beschwor sie den Zusammenhalt aller Sparten, benannte aber auch Probleme und Sorgen der Branche.
Wurden in früheren Jahren Rufe nach staatlicher Stütze zurückgewiesen und „nur“ freundliche Rahmenbedingungen für die Kulturwirtschaftsbranche Buch gefordert, äußerte Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs angesichts weiter eskalierender Probleme Zweifel: „Wahrscheinlich brauchen wir staatliche Förderung. Wir wollten es lange nicht, aber vielleicht geht es nicht anders.“
»Ich höre müde Stimmen und Hilferufe«
Die Branche sei halbwegs gut durch die Pandemie gekommen. Allerdings verschlechtern sich die Rahmenbedingungen, ganz aktuell das Konsumklima. Buchhändler an verschiedenen Standorten berichten anekdotisch, dass die Kunden seit Mitte Februar zurückhaltend(er) seien. Das sieht auch Schmidt-Friderichs so: Die Buchhandlungen seien zwar geöffnet, aber die Menschen strömten nicht in die Städte, sondern holten Urlaub nach oder sorgten sich um ihre Zukunft.
Schmidt-Friderichs: „Ich höre müde Stimmen und Hilferufe.“ Die Verbandsmitglieder hätten ihre Vorsteherin in der Pandemie wenig gesehen, sie hoffe, dass es jetzt anders werde, deshalb kandidiere sie noch einmal.
Wie schon zu Beginn ihrer ersten Amtszeit im Herbst 2019 beschwor Schmidt-Friderichs den Zusammenhalt der Sparten: „Wir können nicht ohne die jeweils anderen Sparten. Vielleicht müssen wir hier und da nachjustieren, aber das kriegen wir hin.“ Insbesondere im Streit um auskömmliche Konditionen für den Handel hatte es zuletzt im Verband Streit gegeben.
Ihre weitere Agenda besteht aus bekannten Themen:
- Frankfurter Buchmesse, die durch den Ausfall in der Pandemie von der Insolvenz bedroht war und erst sukzessive wieder zulegen wird
- Schutz der Preisbindung
- eine funktionierende Plattform für die digitale Vorschau VLB-Tix, die jetzt im April 2023 an den Start gehen soll
- Konzepte für verantwortliches, nachhaltiges Wirtschaften
- faire Bedingungen bei der E-Book-Leihe der Bibliotheken
- Nachwuchssicherung und Rekrutierung von Fachkräften
- Innovation und digitale Transformation
- aktive Lobbyarbeit, bevor die Branche von der Politik vor sich hergetrieben wird.
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