So hatte sich die Frankfurter Buchmesse die Rückkehr in die Messehallen nicht vorgestellt: Statt über Bücher zu sprechen, wird auch nach Messe-Ende noch über die Präsenz rechtsgerichteter Verlage und Messeabsagen von Autoren debattiert. Auslöser war die Messeabsage der schwarzen Autorin Jasmina Kuhnke.
Bei der Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland hat jetzt auch Börsenverein-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs Stellung genommen zu den Messeabsagen von Kuhnke und weiterer Autor*innen sowie zur Frankfurter Stadtverordneten und Vorsitzenden des Kulturausschusses, Mirrianne Mahn, die zur Verleihung des Friedenspreises eingeladen war und dort das Wort ergriffen hatte.
Das Statement von Karin Schmidt-Friderichs im Wortlaut:
„Wenn Autor*innen nicht auf die Frankfurter Buchmesse kommen, weil sie sich nicht sicher fühlen, bedrückt mich das sehr. Wir tun alles dafür, dass die Sicherheit aller Messeteilnehmer*innen gewährleistet ist. Wir haben in der Geschichte der Buchmesse für die Sicherheit zahlreicher bedrohter Personen gesorgt. Wenn wir es aber in den vergangenen Tagen nicht geschafft haben, allen das Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, haben auch wir etwas falsch gemacht. Für Gefühle wie Angst sind nicht nur diejenigen verantwortlich, die sie haben, sondern auch die, die diese Gefühle nicht zu nehmen vermochten.
Wenn aber die Frankfurter Stadtverordnete Mirrianne Mahr in der Paulskirche vor zwei Tagen gesagt hat, schwarze Frauen seien auf der Buchmesse nicht willkommen, stimmt das nicht. Das wird nie so sein, dafür verbürge ich mich. Ganz im Gegenteil: Alle Menschen sind auf der Frankfurter Buchmesse willkommen, unabhängig von Hautfarbe und Herkunft, sexueller Orientierung und Identität oder anderem. Wir stehen ein für eine vielfältige und liberale Gesellschaft. Wer sonst sollte sie bieten, wenn nicht wir?
In einem Rechtstaat ist es aber nicht die Aufgabe eines Messeveranstalters zu beurteilen, wer dort ausstellen kann und wer nicht, sondern die der Gerichte. Zumal die Frankfurter Buchmesse als weltgrößte Buchmesse ein Quasi-Monopol hat, das Aussteller, die nicht gegen das Gesetz verstoßen, schon rein rechtlich nicht ausschließen kann.
Wenn diejenigen, die für das Miteinander, für Offenheit und Toleranz stehen, sich zurückziehen, dann ist mir bange um unsere Gesellschaft. Wir brauchen das Gespräch und den Diskurs, wir müssen verhandeln, wie wir leben können. Und die letzten Tage haben gezeigt, dass wir auch weiter über den Umgang mit politisch extremen Meinungen in der Gesellschaft und auf der Buchmesse sprechen müssen und auch werden.“
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