Der Verlag Schöffling & Co. boykottiert ab sofort Facebook. Hintergrund sind die Äußerungen von Facebook-Chef Mark Zuckerberg zum Umgang mit Holocaust-Leugnungen in seinem sozialen Netzwerk.
Zuckerberg hatte in einem Interview mit dem US-Techblog Recode gesagt, dass er Holocaust-Leugnungen in seinem sozialen Netzwerk nicht löschen wolle. Er sei selbst Jude und finde die Aussagen von Holocaust-Leugnern „zutiefst beleidigend”. Er denke aber nicht, dass Facebook Dinge löschen oder einen User sperren sollte, „wenn wir denken, dass er etwas falsch macht, sogar mehrmals”. Und: Er glaube nicht, dass diese Menschen „absichtlich falsch liegen“.
Das Interview hatte für Aufsehen gesorgt, hat Facebook doch gerade eine PR-Kampagne („Ein besseres Facebook“) gestartet, mit der das Unternehmen sein ramponiertes Image infolge von Fake News und Cambridge Analytica-Datenskandal aufbessern will. Zuckerberg hat sich mittlerweile geäußert und seine Aussagen nachgebessert: „Ich persönlich finde die Leugnung des Holocaust zutiefst beleidigend, und ich hatte absolut nicht die Absicht, die Absichten von Leuten zu verteidigen, die das leugnen.”
Verleger Klaus Schöffling hat nun seinerseits Konsequenzen gezogen: „Solange es zur offiziellen Politik von Facebook gehört, dass der Holocaust geleugnet werden darf, weil Mark Zuckerberg glaubt, dass man damit nicht ‚absichtlich falsch liege’, solange wird der Verlag Schöffling & Co. sämtliche Aktivitäten auf Facebook und allen dazugehörenden Netzwerken einstellen”, heißt es in einer vom Verlag verbreiteten Mitteilung, die seit Dienstagmorgen auch auf der Facebook-Seite des Verlags zu finden ist (s. Screenshot). Die Erinnerung an die Opfer des Holocaust dürfe „niemals einem falsch verstandenen Liberalismus preisgegeben werden”.
Lieber Schöffling & Co. Verlag, diese Reaktion und Aktion kann ich nur „laut“ applaudieren. Endlich einmal eine konsequente Handlung!
Die Erinnerung darf niemals einer falsch verstandenen Demokratie preisgegeben werden, würde ich Ihren Gedanken weiterführen. Vielleicht sollte man auch darüber einmal nachdenken, wieviel unter dem Deckmantel der Demokratie getan, gesagt, geschrieben, ausgestrahlt, etc wird.
Schön wäre, Ihrem Beispiel eines éditeur engagé folgten noch andere Verlage. Zumindest in Frankfurt am Main gibt es noch den einen oder anderen unabhängigen Verlag, von dem ich mir das ebenfalls wünschen würde – als Leserin, Rezensentin und Mensch, der jede Form von Rassismus ablehnt. Und Facebook ohnehin! Mit oder ohne Zuckerberg.
Ute Evers