Der Deutsche Philologenverband wirft der gemeinnützigen Stiftung Lesen Schleichwerbung in Schulen vor. Wie das ARD-Politikmagazin Report Mainz berichtet (hier das Video), platziert die Stiftung in werblichen Unterrichtsmaterialien Markenwerbung in Schulen. Obwohl in den meisten Bundesländern Markenwerbung in Schulen verboten sei.
Über den eigenen „Lehrerclub“ mit 50.000 Mitgliedern biete die Stiftung zahlreiche firmenfinanzierte Unterrichtsmaterialien zur Leseförderung an. Die Arbeitsblätter und Broschüren enthielten teilweise sehr werbliche Aussagen im Sinne der Sponsoren der Stiftung. Beispielsweise werde in einer von der Mainzer Volksbank finanzierten Unterrichtsmappe zum Thema „Geld in der Grundschule“ das spezielle Bonussystem des sogenannten „Kids“–Kontos der Mainzer Volksbank angepriesen. Die Grundschüler müssten auf Arbeitsblättern für die Unterricht Fragen à la „Wie heißt die lustige Kinderzeitschrift von der Volksbank?“ beantworten.
Der Vorsitzende des Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger erklärt im Politikmagazin: „Es wird hier zu stark auf Kooperationen mit einzelnen Firmen und Industrieunternehmen gesetzt, die sich selber auch stark in den Vordergrund schieben. (…) Hier wird auch das Vertrauen, das die Lehrer in die Stiftung Lesen haben ausgenutzt.“
In der Sendung wird der Bielefelder Soziologe Reinhold Hedtke zitiert, der die „reine PR“ und „Lobbyarbeit“ im Klassenzimmer kritisiert.
Auf Anfrage von buchreport.de erklärt Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen: „Die pauschalen Vorwürfe des Philologenverbandes weisen wir zurück. Die Stiftung Lesen achtet bei ihren Schulprojekten sehr darauf, dass keine Produkte beworben werden. Im Übrigen verwundert es uns, dass wir die Vorwürfe des Stiftung Lesen-Mitglieds Deutscher Philologenverband über die Presse und nicht auf Gremiensitzungen erfahren.“
Die Erstellung von Schulmaterialien sei ein sensibles Feld. Alle Materialien würden entsprechend überprüft. „Selbstverständlich kann in Einzelfällen über Gestaltung und Inhalte diskutiert werden – und es unterschiedliche Einschätzungen geben.“
Grundsätzlich seien Bildungsanstrengungen langfristig nur in Verbünden zu realisieren. Es liege in einem gesamtgesellschaftlichen Interesse, solche Partnerschaften auch mit Unternehmen zu bilden und auszuweiten.
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