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Niklas Natt och Dags Stockholmer Autoren-WG

Wo entstehen Bücher? Und welchen Routinen folgen Autoren eigentlich beim Schreiben? In der buchreport-Serie „Mein Schreibtisch” gewähren Schriftsteller Einblick in ihre Arbeit.

Dieses Mal: Niklas Natt och Dag („1793”), der sich in Stockholm ein Büro mit Freund und Autorenkollege Fredrik Backman („Ein Mann namens Ove“) teilt. Das einzige schreibhemmende Problem: „Wir reden dort zu viel.”

 

(Fotos: privat; Thron Ullberg)

Vor der Veröffentlichung von „1793“ habe ich meinen Lebensunterhalt als Journalist verdient. Als ich 2008 als Freiberufler angefangen habe, tat ich mich mit einem Freund zusammen, der in der gleichen Situation war wie ich: Fredrik Backman. Wir entschieden uns, ein Büro zu teilen, um die Kosten zu senken und tagsüber Gesellschaft zu haben. Ein paar Jahre später schrieb er sein Debüt, das in Deutschland unter dem Titel „Ein Mann namens Ove“ erschienen ist. Der Roman wurde einer der größten internationalen Erfolge in der Geschichte der schwedischen Literatur. Während die ersten Ent­würfe von „1793“ von den meisten schwedischen Ver­lagen abgelehnt wurden, hatte er drei Bücher auf der „New York Times“-Bestsellerliste.

Wir teilen immer noch dasselbe Büro, von dem seine Hälfte mit Sammlungen antiker Schreibmaschinen, Sport-Memorabilien sowie Eishockey- und Baseball-Figuren gefüllt ist. In meiner Hälfte befinden sich eine Sammlung antiker schwedischer Lauten und meine Bücher.

Als kleines Kind habe ich mit dem Lesen angefangen. Michel Houellebecq argumentiert, dass kein glücklicher Mensch Bücher liest, und obwohl ich meine Kindheit nicht als unglücklich beschreiben würde, stillte das Lesen sicherlich ein Bedürfnis. Ich war ein einsames und ängstliches Kind. Bücher schenkten mir Trost und ich verbrachte glückselig Stund um Stund in Welten, die von oftmals schon lange verstorbenen Autoren erdacht worden waren. Ich entwickelte Beziehungen zu ihnen, die intim und wichtig für mich waren. Mir war von Anfang an klar, dass das eine Art von Magie ist und diese Magie als Autor zu handhaben, war die eine Sache, die ich in meinem Leben anstreben wollte. Ich würde der Literatur meine Schulden zurückzahlen. Ich würde denen Gesellschaft sein, die keine haben.

Da das Schreiben für mich ein Sakrament ist, muss mein Schreibtisch eine Art Altar sein. Ich bin umgeben von Objekten, die mir etwas bedeuten und in einer Art persönlichem Feng Shui angeordnet sind. Um zu schreiben, muss ich die Welt ausschließen. Für gewöhnlich höre ich dann einen japanischen Geräusche-Künstler namens Merzbow über meine Kopfhörer. Es klingt wie ein elektrischer Kurzschluss, der beim normalen Hören unerträglich wäre, aber ich betrachte es als eine Art Stille voller Energie. Später ist mir klar geworden, dass es so ähnlich klingt, wie ein Kind Geräusche in der Gebärmutter wahrnimmt.

Ich schreibe allerdings kaum in meinem Büro. Wir reden dort zu viel. Ich versuche bei der Produktion der ersten Entwürfe ein tägliches Pensum von 5000 Zeichen zu erreichen, bevor ich morgens zur Arbeit gehe. Ich liege dann auf einem Sofa mit einem Laptop. Das dauert in der Regel 90 Minuten, vorausgesetzt ich weiß vorher ungefähr, was ich schreiben möchte.

Niklas Natt och Dag

Niklas Natt och Dag (Foto: Thron Ullberg)

Niklas Natt och Dag, geboren 1979, arbeitet als freier Journalist in Stockholm. Der SPIEGEL-Bestsellerautor entstammt der ältesten Adelsfamilie Schwedens, einem Rittergeschlecht aus Östergötland, das 1280 erstmals urkundlich belegt wurde. Nicht zuletzt deshalb hat er eine besondere Verbindung zur schwedischen Geschichte: Sein historischer Kriminalroman „1793“ (Piper) wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schwedischen Krimipreis für das beste Spannungsdebüt. Auf der SPIEGEL-Bestsellerliste Paperback konnte er sich den 3. Platz sichern.

Wenn Natt och Dag nicht schreibt oder liest, spielt er Gitarre, Mandoline, Geige oder die japanische Bambuslängsflöte Shakuhachi. Bei Hugendubel am Stachus in München hat am 10. Januar ein Escape Room seine Pforten geöffnet, der thematisch an den „1793“-Nachfolgeroman „1794“ angelehnt ist. Auch diesem Titel ist der sofortige Sprung auf die Bestsellerliste gelungen, mit Rang 6 als bisher bester Platzierung. Am 13. März kommt der Autor nach Deutschland und teilt sich im Rahmen der lit.Cologne ein Podium mit Arne Dahl. 

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