Mit Vito von Eichborn und Matthias Kierzek als Galionsfiguren ist der freche Verlag mit der Fliege einst gestartet. Ihre Leidenschaft für Bücher jenseits des Mainstreams, persönlicher Einsatz und die Definition über Inhalte führten Eichborn schnell zum Erfolg. Im Rückblick zu schnell.
Von außen scheint es, als habe der Erfolg den Frankfurter Verlag überholt, als sei er unkontrolliert gewachsen. Das Marktumfeld hat sich entsprechend verändert, aus einem kleinen, unabhängigen Verlag wurde schnell ein Wasserkopf mit ständig hohen Fixkosten. Seit dem Börsengang sind die Umsätze konsequent gesunken, der Verlag sparte an seiner renommierten „Anderen Bibliothek“, die aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr mit Leidenschaft, sondern aus betriebswirtschaftlichem Kalkül geführt werden musste, das Profil verblasste.
Buchhändler erwarten von Eichborn inzwischen dieselben Marketingaufwendungen, Konditionen und Rabatte wie von Konzernverlagen. Es scheint, als stehe Eichborn zwischen zwei Stühlen, ohne selbst einen Standpunkt zu haben: Weder als kleiner Verlag, der sich einmal durch die Leidenschaft seiner Leitfiguren definierte, noch als Bestseller-Verlag, der sich entsprechend am Markt platzieren kann.
Was bleibt? Die Radikalkur zurück zu den Wurzeln oder Wachsen und effizientere Strukturen einführen? Eichborn strebt über die Fusion mit Aufbau die zweite Alternative an. Das kann – wenn überhaupt – nur gelingen, wenn die Mitarbeiter auch strategisch mitgenommen werden und die Unternehmenskultur, die Eichborn ausmacht, ein Stück weit erhalten bleibt.
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