Das Coronajahr 2020 hat einen „historischen Rückgang“ beim Abschluss neuer Ausbildungsverträge beschert, haben die Bundesstatistiker ermittelt. Auch in diesem Jahr bleibt der Ausbildungsmarkt vor allem im Einzelhandel schwierig. Im Buchhandel gibt es allerdings Anzeichen für eine Erholung.
Nach 3 Jahren mit im Schnitt über 450 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für den Buchhandelsberuf folgte 2020 der Corona-Dämpfer: 390 neue Azubis – ein Rückgang um fast 16%. Damit wurde in der Buchhandelsbranche noch etwas stärker gebremst als im gerade vom Statistischen Bundesamt vermeldeten historischen Rückgang der Ausbildungsverträge insgesamt um 9% und im Bereich Industrie/Handel um 12%.
Auch diesen Sommer sind noch viele Ausbildungsplätze im Einzelhandel unbesetzt, mehr als 40% meldete der Handelsverband HDE Anfang August. Die Suche nach passenden Kandidaten werde sich noch „bis weit in den Herbst“ hineinziehen. Die Gründe für die erschwerte Nachwuchs-Suche sind vielfältig: die pandemiegetriebenen Einschränkungen für den Handel, ausgefallene Berufsmessen und eingeschränkte Zugangswege zur Berufsberatung. Hinzu kommt ein allgemeiner Trend pro Studium anstelle einer klassischen Berufsausbildung.
Für den Buchhandel gibt es noch keine Zahlen, aber Anzeichen, dass wieder mehr Ausbildungsstellen ausgeschrieben und auch besetzt werden können, zumindest in städtischen Regionen. Das zeigen buchreport-Stichproben im Filialbuchhandel.
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Warum ist Nachwuchs finden wohl schwierig? Hmm, mal überlegen. Vielleicht ist es ganz elementar die unterirdische Bezahlung, die ausgelernte Buchhändler erwartet? Ohne Tarifbindung oder einen anständigen Arbeitgeber, der nicht knapp über Mindestlohn zahlt, wird es nämlich schwierig von der Arbeit zu leben. Davon abgesehen ist die Arbeit keine sehr dankbare. Klar gibt es viele nette Kunden, mit denen der Job Spaß macht, aber Buchhandel ist eben nicht nur Kunden bedienen. Je nach Unternehmen kommt da noch viel an umzusetzenden Vorgaben on top zu den weiteren buchhändlerischen Aufgaben, die an immer weniger Personal zu verteilen sind. Oftmals werden freie Stellen nicht mehr oder nur durch ungelernte (günstigere) Aushilfskräfte besetzt. Würde mich heute jemand fragen, ob er den Beruf wählen soll, würde ich immer sagen: mach lieber etwas, wovon du leben kannst. Idealismus und Leidenschaft am Buch machen nämlich weder satt, noch zahlen sie die Miete.