Kerstin Gier (Foto) begann 1995 Frauenromane zu schreiben. Ihr Erstling „Männer und andere Katastrophen“ wurde sogar mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt. Auch in der All-Age-Liga spielt sie erfolgreich mit. Zeitweise stehen gleich mehrere Titel von ihr auf der Bestsellerliste. Ihr Rückzugsort: eine Dachkammer.
„Ich liebe meine spärlich möblierte Dachkammer mit Blick über das Dorf und auf die Schafweide hinter dem Haus. Nur im Hochsommer, wenn die Luft hier oben backofenähnliche Temperaturen annimmt, ziehe ich notgedrungen an einen kühleren Ort um. Ansonsten verbringe ich so viele Stunden hier oben, dass mein Sohn mich nicht mehr Mama nennt, sondern Karlsson vom Dach.
An der höchsten Stelle beträgt die Deckenhöhe gerade mal 1,90 m, was bedeutet, dass mein Mann hier nur mit eingezogenem Kopf herumlaufen kann und mich entsprechend selten besuchen kommt. Ich bin klein, mir macht die niedrige Deckenhöhe nichts aus, außerdem sitze ich hier ja überwiegend, nur manchmal liege ich auf dem Boden und starre durch das Dachfenster in den Himmel.
Außer dem Schreibtisch und dem Stuhl gibt es keine Möbel, damit ich auf dem Boden nicht nur mich selber, sondern auch all die Zettel ausbreiten kann, die ich brauche, um die Übersicht über meine Romanhandlung und die Figuren zu behalten. In manchen Wochen sieht man daher den Boden vor lauter Zetteln nicht mehr.
Der Schreibtisch selber aber ist – meistens jedenfalls – schön aufgeräumt, schon deshalb, weil mir auf wackeligen Papier- und Bücherstapeln gern mal Kaffee oder Rotwein umkippt und die Tastatur in eine Art Chiffriermaschine verwandelt. Das sieht dann so aus: LÖks dv%uiz54309jhk. Nie schön, aber besonders ungünstig in den Zeiten kurz vor dem Abgabetermin.“
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Foto Kerstin Gier: © Oliver Favre
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