Zur Jahrtausendwende zählte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der unter seinem Dach Verlage, Buchhandel und Branchendienstleister versammelt, noch mehr als 7000 Mitglieder, mittlerweile sind es mit 5282 fast ein Viertel weniger. Die Konzentration hinterlässt ihre Spuren.
Besonders dramatisch ist der Rückgang im Buchhandel: 2000 waren es noch 4800 Mitglieder, zum Jahresultimo 2013 war der Pegel auf 3378 gefallen, das sind 30% weniger (s. auch die Grafik).
Dahinter stecken drei Entwicklungen:
- Der Strukturwandel in den Nullerjahren führte zu zahlreichen Übernahmen und Geschäftsaufgaben durch die Filialisierung, vor allem forciert durch Thalia und die 2006 erfolgte Gründung der DBH von Weltbild und Hugendubel.
- In jüngster Zeit macht sich der Online-Wettbewerb stärker bemerkbar. Viele ohnehin bestenfalls kleine Gewinne erzielende Buchhändler kommen durch Umsatzverlagerung zu Amazon endgültig an ihre Grenzen.
- Manche fortbestehende Buchhandlung meldet sich aber auch ab, um den Mitgliedsbeitrag zu sparen, der umsatzgestaffelt bis auf Kleinstbuchhandlungen vierstellige Euro-Beträge umfasst, oder auch aus Verärgerung über verbandspolitische Entscheidungen.
2012 und 2013 hat sich die Entwicklung noch beschleunigt: Die Mitgliedszahlen in der Buchhandelssparte sind um jeweils 4% zurückgegangen.
Quelle: Börsenverein / Gesamt = inklusive Zwischenbuchhandel, Verlagsvertreter, internationale und korrespondierende Mitglieder
Verlagszahl hat sich stabilisiert
Die Verlagsmitgliederzahl liegt dagegen zuletzt weitgehend konstant um 1850 Unternehmen. Gegenüber der Jahrtausendwende hat es allerdings auch hier einen 9%-Rückgang gegeben, ebenfalls vor allem durch Konzentration (Übernahmen).
Die kleinste Sparte, der Zwischenbuchhandel (Großhandel, Auslieferungen), ist jetzt mit 69 Mitgliedern auf einem vorläufigen Tiefstand angelangt (2000: 87; 2012: 72).
Zusammen mit sonstigen Mitgliedern (Verlagsverteter, internationale Mitglieder) zählte der Börsenverein Ende vergangenen Jahres 5282 Mitglieder (das sind –2,5% gegenüber dem Vorjahr). Der Mitgliederrückgang macht sich zwangsläufig bei den Beitragseinnahmen bemerkbar. Die Hauptversammlung hatte deshalb 2013 eine mehrjährig gestufte Beitragserhöhung beschlossen, im Durchschnitt um 2,9% pro Jahr.
nach welchem Schema veröffentlichen Sie hier? kritische werden nicht genommen?
Mann sollte einmal das niederländische System ins Auge fassen: Der Verband sollte sich aufteilen in 2 Verbände, der 1te kümmert sich um die Verlage / Autoren – der jetzige BOEV – und einen für die (Buch)Händler.
Einen Verband des Zwischenbuchhandels braucht niemand.
Dann kann jeder Verband seine Stärken komplett auf seine Mitglieder ausrichten und muss nicht diese Gradwanderung zwischen „Zahlenden“ (Verlage) und „ständig-rum-mosernden“ (Buchhandlungen) vollbringen. Das ist ein Tanz auf einer Rasierklinge der nicht funktionieren kann.
Die Zeiten eines dreigliedrigen Verbands sind vorbei.
Vor allem wegen dieser zurückgehenden Mitgliederzahlen im Sortimentsbuchhandel (also im stationären Buchhandel) muss man einmal folgende Fragen nach vorne stellen:
Was macht oder tut eigentlich der Börsenverein für seine
Mitglieder im Sortiment?
Werden da nur vom Sortimentsbuchhandel Mitgliedsbeiträge für den Börsenverein erhoben?
Passiert da sonst noch etwas?
Im Grunde genommen hat dies doch alles seine tieferen Ursachen, denen einmal nachgegangen werden sollte.
Nach wie vor steckt die Buchbranche in einer Art von Dauerkrise.
Man kann als Börsenverein nicht nur seine Mitglieder ständig verwalten, sondern man sollte vor Ort einmal auch mit seinen
Mitgliedern sprechen.
In naher Zukunft muss der Börsenverein eine Offensive mit Zielgeraden wagen, wenn er aktuell sich Fragen des Buchhandels stellen will.
Entscheidungen sollten da auch von allen Mitgliedern des Börsenvereins mitgetragen oder getroffen werden.
H. Kraft