Nicht nur die unabhängigen Buchhändler in Frankreich sagen großen Online-Shops selbstbewusst den Kampf an, auch französische Autoren gehen in die Offensive: Über die Internetplattform publie.net bietet eine Gruppe von Schriftstellern um François Bon ihre Titel selbst an.
Das Projekt entstand bereits 2008, inzwischen ist daraus nach Informationen der „NZZ“ ein Online-Verlag mit knapp 400 Titeln im Programm gewachsen. Alle Genres sind vertreten: Romane, Kurzgeschichten, Gedichte, Essays, Jugendbücher, Kriminalromane und Klassiker. Das Gros bilden vergriffene oder mehrheitlich unveröffentlichte Werke von zeitgenössischen Autoren. Etwa zwei Drittel von ihnen publizieren auch bei herkömmlichen Verlagen.
Das Konzept:
- Der Online-Verlag wird von Autoren geführt. Die Texte werden professionell lektoriert und umgebrochen.
- Die Hälfte des Erlöses geht an den Autor. Der Preis für die Texte liegt zwischen 2,99 und 3,49 Euro, auch Jahresabonnements sind möglich.
- Jeder Autor kann seine Werke jederzeit aus dem Programm nehmen, sie woanders drucken oder übersetzen lassen.
- Die Autoren verzichten auf Kopierschutz. Die Werke werden in gängigen Formaten wie EPUB, Pdf oder Mobipocket angeboten, manche Autoren bieten zudem eine Audio-Lektüre an.
- Die Titel werden zusätzlich über Großhändler wie ePagine, Feedbooks, Fnac oder Apples iBookstore vertrieben.
- Bibliotheken, Universitäten und öffentliche Einrichtungen können ihren Nutzern das digitale Angebot gegen Entgelt zur Verfügung stellen.
Im Februar habe ich in einer zweiteiligen Blogserie die neuen Verhältnisse auf dem französischen Buchmarkt beschrieben http://cronenburg.blogspot.com…
Darin geht es u.a. um eine Kooperative namens Krakoen, die noch einen spannenden Schritt weiter geht. Die Mitglieder, oft noch in anderen Bereichen professionell, halten die Herstellungskosten geringer durch Tauschwirtschaft untereinander. Für Grafiker, Hersteller etc. von außen werden günstige Mengenrabatte ausgehandelt.
Krakoen macht noch etwas anders: Die Kooperative bewirbt den unabhängigen Buchhandel. Wer ihre Bücher aufnimmt, bekommt kostenlos Werbung auf der „Verlagswebsite“.