Das ist bitter: Erst werden gute Mitarbeiter jahrelang gefördert, ihnen Positionen maßgeschneidert – und dann gehen sie. Mit ihnen das aufgesogene Know-how, das Wissen um Unternehmensinterna und viele Kontakte.
Dieses Szenario ist über die letzten Jahre branchenübergreifend häufiger geworden, denn das Angebot an guten Stellen ist in Deutschland gewaltig gewachsen. In der ersten Hälfte 2018 wurden 46% mehr Stellen ausgeschrieben als noch 2013. Dies wirkt sich auf die Erfahrungen und Erwartungen von Fachkräften bei der Jobsuche aus, wie die Online-Jobplattform StepStone kürzlich bei einer Befragung von rund 30.000 Fach- und Führungskräften herausfand:
- Nur 6 von 10 Fachkräften sind zufrieden mit ihrem aktuellen Job.
- Selbst von den Zufriedenen sucht fast jeder Vierte aktiv nach einer neuen, attraktiveren Stelle.
- Nur 17% schließen einen Jobwechsel derzeit aus.
Inwieweit sich auch das Karussell in der unter Druck stehenden Verlagsbranche schneller dreht, ist trotz der zahlreichen, auch prominenteren Personalia-Meldungen dieses Jahres noch nicht sicher auszumachen.
Auch zufriedene Fachkräfte sondieren den Markt
Generell gilt: Fachkräfte erkennen ihre gute Position auf dem Arbeitsmarkt und sondieren sie laut StepStone-Studie laufend:
- 81% informieren sich regelmäßig über die aktuelle Situation ihrer Berufsgruppe auf dem Arbeitsmarkt.
- 45% der Fachkräfte schätzen, dass sie bei einem Jobwechsel aktuell deutlich mehr Gehalt verhandeln können.
- Beim aktuellen Arbeitgeber rechnen sich dagegen nur 25% der Befragten gute Chancen auf eine Gehaltserhöhung aus.
Geld ist für 96% entscheidend, aber nicht nur:
- 86% erwarten von ihrem nächsten Arbeitgeber Weiterbildungsangebote
- 82% finden einen Überstundenausgleich wichtig
- 74% zielen auf eigenverantwortliches Arbeiten.
Wissensdiffusion und Imagebildung
Unternehmen müssen also in diesen Zeiten eine erhöhte Wechselbereitschaft gewärtigen. Daraus folgt:
- Kopfmonopole vermeiden: Viele Verlage stehen der Konzentration strategisch wichtigen Wissens in einem Mitarbeiter tolerant gegenüber, anstatt aktiv für Wissensdiffusion zu sorgen. Diese Toleranz sollte kritisch auf den Prüfstand gestellt werden, auch gegen den Widerstand des „Monopolisten“.
- Wechselbereitschaft nutzen: Verlage auf der Suche nach Mitarbeitern können die latente Wechselbereitschaft nutzen und ihre Vorzüge als Arbeitgeber auch unabhängig von konkreten Einstellungsprozessen kommunizieren.
Die Kanäle dieses „Employer Brandings“ können den Gewohnheiten passiv Suchender Rechnung tragen und Business-Netzwerke, Fachmedien und persönliche Netzwerke besonders berücksichtigen (s. Grafik).
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