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Selfpublishing und der »verlockende Freiraum«

Das Selfpublishing ist heute längst keine unbedeutende Nische mehr. Das Branchensegment liefert relevante Umsätze und bietet – auch dank technischer und logistischer Verbesserungen – eine Alternative auch für etablierte Autorinnen und Autoren, beispielsweise die Pflege einer eigenen Backlist oder aber ein Experimentierfeld für andere Themen. 

Tipps und Tricks für das selbstverlegte Buch sind allerorts zu bekommen, gerade erschien im Karriereportal Xing ein weiteres Interview. Die freie Publizistin und Sachbuchautorin Alexandra Hildebrandt spricht darin mit dem Münchner Autor Alfons Schweiggert. der neben Biographien auch zahlreiche Kinder- und Jugendbücher verfasst hat – und im Selfpublishing durchaus einen Vorteil erkennt. 

Im Interview spricht Schweiggert über eine grundlegende Fehleinschätzung. „Alle fragen sich nämlich: Hat so jemand keinen ‚anständigen‘ Verlag gefunden? Kann also jemand wirklich etwas selbst veröffentlichen, das auch qualitativ gut ist, oder benötigt er dazu nicht besser erst die Mitwirkung und Kontrolle eines Verlags?“ Seine Antwort: „Das ist keineswegs der Fall! Schaut man in die Geschichte der Literatur, wurden oft viele später höchst anerkannte Werke der Weltliteratur zunächst von Verlagen nicht beachtet oder abgelehnt, und fast möchte man sagen zum Glück, da auf diese Weise die originalen Gedanken der Autoren erhalten geblieben sind.“ 

So wie literarisch eher unbedeutende Werke von etablierten Verlagen veröffentlicht würden, so sei das Selfpublishing ein Ort für besondere Literatur. Der Weg zum Selbstverlag bedeute natürlich Mut,  Eigenverantwortung und die Fähigkeit zur Selbstkritik. Aber ob das Selfpublishing nun eine erhebliche Belastung mit sich bringe? Schweiggert: „Einerseits ja, aber andrerseits ist eben der ungeheure Freiraum verlockend – angefangen vom Schreiben bis zur Publikation. Man ist nicht eine dem Verlag mehr oder weniger zum Gehorsam verpflichtete Autor:in, sondern eine selbstverantwortlich handelnde Person. Alle Phasen der Buchproduktion hat man selbst in der Hand und kann auch die Leser:innen von Beginn an einbeziehen, die das Buch letztlich für gut befinden und kaufen sollen.“

Schweiggert plädiert im Interview auch für einen offeneren Umgang  der Leser und der Medien mit dem Thema. Solange die Meinung vorhalte, dass nur ein Verlag Heimat für ein ernsthaftes Buchprojekt sein könne, werde es Selfpublishing schwer haben. 

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