Das sich ausbreitende Coronavirus hat auch Auswirkungen auf die Buchherstellung. Wie stark sind die Produktions- und Lieferketten der Unternehmen betroffen, die Aufträge nach China vergeben? Auszüge aus einer buchreport-Umfrage:
- Frauke Hille, Leitung Produktion Oetinger: „Wir haben Engpässe und Verschiebungen bei den Produkten mit Sonderausstattungen. Aber wir haben lange Vorlaufzeiten und sind deswegen einigermaßen entspannt.“
- Jörg Ueffing, Programmleiter Edition Spiegelburg: „Bei einigen Spielwaren-Produktionen gehen wir schon heute davon aus, dass es zu Verzögerungen kommen wird. Wie genau diese aussehen, lässt sich heute noch nicht konkret sagen, da es je nach Region eine unterschiedliche Bewertung der Situation gibt. Sobald uns hierzu detaillierte Informationen vorliegen, werden wir diese unverzüglich weiterleiten.“
- Liane Kade, Herstellungsleiterin Coppenrath, sieht die Buchproduktion wenig betroffen: „Seit einigen Jahren arbeiten wir vermehrt mit europäischen Druckereien zusammen. Bücher, die wir außerhalb Europas herstellen lassen, werden programmatisch langfristig geplant und so ist ein Großteil der Herbstproduktion bereits auf dem Lager.“
- Hubert Bergmoser, Vertriebsleiter bei Coppenrath: „Wir sind selbstverständlich in engem Austausch mit unseren Lieferanten und versuchen unseren Kunden angesichts der Lage eine bestmögliche Liefersituation zu bieten. „Wichtig ist uns in diesem Zusammenhang dass wir zeitnah unsere Vertreter und Kunden über die Verschiebung von konkreten Titeln informieren werden.“ Lambert Scheer, Geschäftsführer Coppenrath Verlag: „Da wir seit Jahren enge Beziehungen zu den Mitarbeitern unseren Partnern aufgebaut haben, gehen unsere Gedanken aber über die Produktion hinaus. Denn wir sind besorgt, wie es den Kollegen und ihren Familien gesundheitlich geht. Zum Glück sind die meisten Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen wohlauf.“
- Kathrin Hogrebe, Leitung Unternehmenskommunikation Carlsen: „Im Moment zeichnen sich bei den Produktionen, die wir in China in Auftrag geben, noch keine Engpässe ab. Wegen des chinesischen Neujahresfestes, das in diesem Jahr verlängert wurde, planen wir ohnehin immer mit einem Puffer.“
- Florian Ullmann, Ullmann Medien: „Aufwendige Pappe- und Soundbücher, in denen auch Elektrotechnik verbaut ist, produzieren wir in China. Dort bewirken die staatlich verordneten Fabrikschließungen bis dato noch vertretbare Verzögerungen. Wir erwarten, dass bis Ende März der Flaschenhals überwunden und das Virus unter Kontrolle ist.“
- Jürgen Horbach, Geschäftsführer Athesia Kalenderverlag: „Wir haben den Anteil unserer Gesamtproduktion bei chinesischen Druckereien in den vergangenen sechs Jahren von etwa 35% auf unter 15% vermindert. Die Gründe sind neben den langen Lieferzeiten die gestiegenen Preise aufgrund der (verständlicherweise) höheren Löhne in China und die ungünstige Währungssituation. Wir hatten Glück, dass zwei letzte Lieferungen von zwei chinesischen Druckereien sozusagen in letzter Minute am 21. Januar und am 23. Januar mit knapp 200.000 Kalenderexemplaren China noch verlassen konnten. Danach wäre es rechtzeitig nicht mehr möglich gewesen. Vor diesen Terminen konnten planmäßig noch rund 700.000 Exemplare verschifft werden. Unsere ersten Kalenderauslieferungen Ende März/Anfang April können daher ohne Verzögerung erfolgen.“
- Niels Meyne Inhaber des Korsch Verlags: „Ein relativ kleiner Teil unserer Produktion wird auch in China gefertigt. Das ist Zur Zeit natürlich ein Risiko. Im Moment rechnen wir mit einem Lieferverzug von etwa einem Monat. Natürlich weiß ja niemand wie sich die ganze Sache noch entwickeln wird. Aber China ist wohl nicht mehr das einzige Risikoland. Wir hoffen einfach das Beste. Die Produktion noch nach Deutschland zu verlegen ist im Moment keine Option. Das würde sich zeitlich und von den Kosten her sehr negativ auswirken.
- Monika Schlitzer, Verlegerin DK Verlag: „Wir sind zunächst froh, dass es unseren Kollegen in China gut geht und sie die Arbeit wieder aufnehmen konnten. Ein Teil unserer Produktion findet ohnehin in Europa statt, aber wir haben in den letzten Wochen weitere sehr terminempfindliche Titel nach Europa verlagert. Für einige Bücher, die in China produziert werden, könnte es zu Verzögerungen kommen, aber zum Glück sind die meisten Frühjahrsnovitäten bereits angeliefert“.
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