Buchhändlerische Verbünde rücken stärker in den Blick. Börsenvereins-Vorstandsmitglied Stephan Jaenicke will Kooperationen befördern. Im Interview mit buchreport beschreibt der Sortimenter, was der Börsenverein in dieser Situation an konkreter Hilfestellung leisten kann.
Die Zahl kooperationswilliger Buchhändler ist immer noch relativ klein. Warum?
Eine Frage, die ich mir selbst auch immer wieder stelle. In Zeiten anhaltender Konzentrationsprozesse werden es unabhängige Buchhandlungen mittlerer und kleinerer Größenordnung in den nächsten Jahren zunehmend noch schwerer haben, wenn sie sich nicht Verbünden anschließen. Trotzdem machen landauf landab viele wie gewohnt als Solisten weiter und verpassen so Chancen, entweder zu günstigeren Konditionen einzukaufen oder sich Entlastung in anderen Bereichen zu verschaffen.
Was kann der Börsenverein in dieser Situation an konkreter Hilfestellung leisten?
Selbstverständlich nimmt der Verband die Sorgen und Nöte des unabhängigen Buchhandels wahr, der sich im Verdrängungswettbewerb behaupten muss. Und mit dem Sortimenter-Ausschuss und dem Arbeitskreis unabhängiger Sortimente verfügt er ja über zwei Gremien, die auch Interessenvertretung für das unabhängige Sortiment betreiben. Wirtschaftlich für einen Teil seiner Mitglieder agieren kann der Verband jedoch nicht. Er kann aber Dinge auf den Weg bringen und Informationsarbeit für seine Mitglieder leisten. Deshalb werden wir nach einer Reihe von Vorgesprächen auf der kommenden Leipziger Buchmesse erstmals ein Forum einrichten, auf dem sich die bestehenden Kooperationen den unabhängigen Sortimentern in Form von konzentrierten Auftritten und Infoständen präsentieren können. Eingeladen wurden die drei großen Zusammenschlüsse eBuch, LG Buch und AUB sowie eine ganze Reihe kleinerer Verbünde wie etwa die Nordbuch-Marketing.
Und jeder trommelt in Konkurrenz zu den anderen für das eigene Leistungsportfolio?
Genau. Bundesweit existiert ein breites Spektrum von Verbünden mit ganz unterschiedlichen Leistungen. Sinn des Forums in Leipzig ist, dass interessierte Buchhändler sich in einer einzigen Veranstaltung informieren können, was für Kooperationen es – auch themenbezogen oder regional – gibt und welche Leistungen jede Kooperation erbringt. Ich hoffe, dass möglichst viele Sortimenter kommen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Wie gesagt, es wird in Zukunft bestimmt nicht einfacher, im Alleingang wirtschaftlich zu überleben.
aus: buchreport.magazin 2/2009
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