Siv Bublitz ist seit Juni Chefin der S. Fischer Verlage in der Nachfolge von Jörg Bong. Im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ spricht sie über die Programmstrategie und ihre Aufgabe als Verlagsleiterin.
Nein, es gebe in Deutschland nicht zu viele Bücher. Rund 70.000 Neuerscheinungen jährlich seien „viel, aber es ist auch eine große Vielfalt“. Vielleicht könnten Verlage noch ein bisschen mehr Orientierung für Leser geben, um sie bei ihrer Buchentscheidung zu unterstützen.
Wie für andere Verlage heißt dann aber auch für S. Fischer die Strategie: Titelreduktion – und zwar „um gut 30 Prozent“. Das betrifft besonders die Taschenbuchausgaben. Bublitz: „Wir haben festgestellt, dass unsere Hardcover insbesondere in der Literatur und im anspruchsvollen Sachbuch ein Publikum erreichen, das bereit ist, für ein gutes Buch auch über 20 Euro auszugeben. An einer Taschenbuchausgabe ist dieses Publikum nur bedingt interessiert.“
Die Aufgabe der Verlagsleitung sieht Bublitz „wie ein Mandat. Ein Mandat für den Verlag und seine Tradition, die wir weiterführen. Und für die Autoren, die sich uns anvertraut haben. Aus dieser Perspektive ergeben sich Leitlinien für das, was wir tun.“ Das habe auch mit den veränderten Verlagsstrukturen und den flacheren Hierarchien zu tun: „Früher gab einen Verleger, der meist auch die Geschäfte führte, und man ging davon aus, dass er das Programm prägte und das Gesicht des Hauses war. Heute ist das grundlegend anders. Ein Verlag von der Größe unseres Hauses kann nicht mehr zentral von einer oder wenigen Personen gesteuert werden. Ich empfinde das nicht als Verlust, im Gegenteil. Ich glaube, dass es der Vielfalt der Bücher und Autoren eher entspricht, wenn auch in der Verlagsarbeit unterschiedliche Ideen und Perspektiven zur Geltung kommen. Gute Bücher reduzieren die Komplexität der Welt nicht, sondern werden ihr gerecht.“
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