Nina Hugendubel ist nach Seattle gereist, um sich den Buchshop von Amazon anzuschauen. Ihr Eindruck des Ladens, der mit edlen Holzdielen und dunklen Regalen ausgestattet ist: „Aus Kundensicht ist das stimmig, das ist ein schöner Buchladen.“ Wenn deutsche Buchhändler eine Reise von 8500 km auf sich nehmen, um das Geschäft eines Konkurrenten anzuschauen, ist die Lage ernst.
Wie sehr Amazon die Branche beschäftigt, hat die „Wirtschaftswoche“ (Ausgabe vom 1.4.) ergründet, und mit Branchenvertretern aus unterschiedlichen Unternehmensgrößen und -bereichen gesprochen: Von den führenden Buchfilialisten bis zum Inhaber des 90-qm-Buchladens und der als Hobby geführten Buchhandlung in der Provinz.
Deutlich werden die Unterschiede: Die Filialisten beschäftigen sich vor allem mit der Optimierung ihres Filialnetzes und müssen die Gratwanderung meistern, einerseits in den Toplagen der Städte vertreten zu sein, andererseits die Mietkosten in Grenzen zu halten. „Für manche Konzerne sind die Ladenmieten ein Teil des Marketing-Etats, bei uns muss sich jeder einzelne Laden rechnen“, zitiert das Blatt Maximilian Hugendubel. Buchhändler Martin Schwoll, der in Aachen unweit des Mayersche-Stammhauses den 90-qm-großen Buchladen Backhaus führt, macht sich vor allem Gedanken, wie er mit ungewöhnlichen Aktionen die Kundschaft an sich bindet. Auch der Unternehmer Ralph Effgen, der in Idar-Oberstein die Buchhandlung Schulz-Ebrecht übernommen hat, macht sich Gedanken: „Wir müssen die Leute immer wieder neu ansprechen, mit Frühlingsfesten und Sektempfang. Sonst übernimmt Amazonien.“
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