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Buchhändler – die erprobten Krisenmanager

Buchhändler sind perfekte Krisenmanager, hat die Berliner Buchhändlerin Christiane Schulz-Rother (Tegeler Bücherstube) bei der Videokonferenz der Sortimenter im Börsenverein positive Stimmung verbreitet: die Krise als Bewährungsprobe, als Chance der Neuerfindung.

Gemeint ist vor allem die Coronakrise, in der sich der Buchhandel recht gut schlägt. Die Konferenzagenda, die die Sortimenter-Ausschussvorsitzende Schulz-Rother jetzt moderiert hat, enthält allerdings reichlich weitere Krisen, die zu managen sind, und auch Stimmungskiller-Potenzial aufweisen:

  • Mehrwertsteuer/Buchhaltung: Die vorübergehende Änderungen der Mehrwertsteuersätze sorgen für einen Riesenaufwand wegen der Pflicht zur Neuberechnung von Abonnements und auch bei der Abwicklung von Remissionen, je nach dem, ob vorab vom Verlag ein Remissionsrecht zugestanden wurde oder ob erst jetzt in der Saison die Rückgabe vereinbart wird. Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang, der gewohnt ist, komplexe Fragen charmant zu sezieren, spricht vom „schieren Wahnsinn“.
  • Digitalvorschau-System: Die Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB, die das digitale Vorschausystem VLB-Tix entwickelt und anbietet, interessiere sich, so wurde auf der Sortimentertagung moniert, wenig für die nutzende Zielgruppe Buchhändler. Das erkläre auch die geringe Nutzung von VLB-Tix durch Buchhändler mit Ausnahme der großen Ketten Thalia Mayersche und Hugendubel. Verbesserungsvorschläge aus dem Buchhandel würden mit Hinweis auf die Vorgaben der Verlage (die das System finanzieren) abmoderiert oder mit Hinweis, die Anforderungen seien „zu speziell“.
  • Direktvertrieb der Verlage: Die Buchhändler unterstreichen, dass sie sich weiterhin als wichtigsten Vertriebsweg und Schaufenster der Branche sehen und dies auch in der Coroankrise erkennbar geworden sei. Deshalb kritisieren sie das „massiv zulegende Direktgeschäft“ der Verlage. Zu der Vermarktung der Verlage über die eigene Website und Veranstaltungen komme der „zweite Markt“, über den die Verlage ihre Überproduktion verramschten, wie die Berliner Buchhändlerin Sabeth Vilmar (Georg Büchner Buchladen) vortrug.

Die Videokonferenz des Sortimenterausschusses war mit rund 50 Teilnehmern, darunter ca. 35 Buchhändler, ähnlich besucht wie die Sitzungen während der physischen Buchtage der vergangenen Jahre.

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