Die Schweizer Nationalbank forciert den Kampf gegen die Franken-Stärke: Die Zentralbank toleriert am Devisenmarkt ab sofort keinen Euro-Franken-Kurs unter dem Mindestkurs von 1,20 Franken mehr (hier mehr Infos) – in den vergangenen Tagen schwankte der Euro bei 1,12 Franken. „Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
In der Schweizer Buchbranche dürfte den Schritt der SNB für Erleichterung sorgen, da der schwache Euro die Schweizer Verlage belastet, die den Großteil ihres Programms exportieren. Im Interview beschreibt Stefan Fritsch, Mitglied der Diogenes-Geschäftsleitung und Leiter Markt und Organisation, die Situation:
Haben Sie ständig ein Monitorfenster mit der Live-Entwicklung der Kurse im Blick?
Ganz so schlimm ist es nicht, aber wir beobachten in der letzten Zeit schon genau die Veränderungen der Tageskurse.
Wie dramatisch ist die Euro-Abwertung für einen Verlag, der 90% seines Umsatzes im Euro-Raum generiert?
Das kostet den Großteil des Gewinns. Bereits das langsame, aber stetige Absinken des Euro-Franken-Kurses 2010 hat unsere Bilanz spürbar belastet…
…von 1,48 auf 1,28 Franken für 1 Euro.
Wenn das jetzt so weitergeht in Richtung einer Währungsparität, dann hätte das sehr große Auswirkungen.
Wie können Sie reagieren?
Wir haben schon seit Jahresbeginn bei Nachdrucken und Novitäten den Euro-Preis recht konsequent um immerhin 1 Euro erhöht. Sonst gibt es wenig Spielraum. Der Haupthebel wäre, Kosten zu verlagern. Wir fertigen aber schon seit Langem im Euro-Raum, weil dort die großen, leistungsfähigen Produktionsstätten sind. Unser Problem sind die hohen Fixkosten in der Schweiz. Wir sparen, wo wir sparen können und wir müssen mehr Umsatz machen, damit der Anteil der Gemeinkosten unterm Strich günstiger ist.
Insofern mildert die aktuell große Loriot-Nachfrage die Probleme?
Das hilft natürlich, weil es gesunder Umsatz ist, für den wir keine großen Werbeinvestitionen tätigen müssen. Wir bedienen eine bestehende Nachfrage und haben im Augenblick vor allem die Herausforderung, ausreichend zu produzieren und schnell genug zu liefern.
Wie wohl fühlt sich der Verlag mit dem Ruf nach Subvention?
Wir sagen gern in der Schweiz: Diogenes ist ein Kulturunternehmen, das sogar noch Steuern bezahlt. Wir sind froh, dass wir bisher keine Unterstützung brauchten, und wollen, dass das in Zukunft so bleibt. Wir sind aber solidarisch mit den anderen Verlagen und dem Verband, der zu Recht Unterstützung einfordert in einer unverschuldeten Situation, die unternehmerisch kaum zu lösen ist.
Was muss langfristig geschehen?
Der Wechselkurs muss die realen Marktverhältnisse widerspiegeln, allein um den Mittelstand in der Schweiz zu erhalten. Das Einkaufen jenseits der Grenze ist so attraktiv, dass der Schweizer Handel massiv verliert. Wir können als Verlag weder die Schweizer Preise senken, um den Umsatz im Land zu halten, weil dann die Margen für uns und den Handel nicht mehr stimmen, noch können wir die Euro-Preise massiv nach oben schrauben.
Die Fragen stellte Thomas Wilking.
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