Nicht nur im deutschen Buchhandel wird nach dem Allheilmittel gesucht, das auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten die Zukunft sichert. Weltweit agieren die großen Buchfilialisten angesichts sinkender Umsätze, einem sich wandelnden Marktumfeld und Kunden, die immer stärker ins Internet abwandern, zunehmend hektisch.
In Großbritannien lässt Geschäftsführer James Daunt (Foto) beim angeschlagenen Branchenprimus Waterstones nach einem Umsatzrückgang von 14% im Geschäftsjahr 2011/12 keinen Stein auf dem anderen. An welchen Stellschrauben der Handel noch drehen kann, erläutert er im Interview.
Sie sanieren eine angeschlagene Buchkette in einer Zeit, in der die britische Gesamtwirtschaft schwächelt, die Verbraucher das Geld zusammenhalten und Waterstones zuletzt zweistellig an Umsatz verloren hat. Sind Sie ein Optimist?
Ich bin Buchhändler und ich glaube, dass Bücher, vorzugsweise gedruckt, eine Zukunft haben, selbst wenn sich der Markt so wie jetzt im Umbruch befindet. Die Verlage, zu denen wir grundsätzlich eigentlich ein gutes Verhältnis haben, müssen aber endlich begreifen, wie schwierig das stationäre Geschäft geworden ist und gleiche Bedingungen für alle schaffen. Es ist ein großes Ärgernis, dass die Supermärkte zum Beispiel immer noch bessere Konditionen bekommen als wir. Hier gibt es noch viel Gesprächsbedarf.
Wie weit sind Sie mit dem Umbau?
Wir haben einiges geschafft, aber die Baustelle ist groß. Der Umbau der Supply Chain ist noch nicht abgeschlossen, aber unser Problemkind Logistikcenter läuft inzwischen weitgehend reibungslos. Mit der Rückkehr zum Zentraleinkauf, der aber den Filialen erhebliches Mitspracherecht einräumt, ist das Bestellwesen sehr viel effizienter geworden. Dass es durch das gute Zusammenspiel mit den Läden gelungen ist, die Remissionsquote, die zwischen 20 und 25% lag, auf 8% zu drücken, ist ein wichtiges Signal.
Amazons Kindle findet in allen Waterstones-Filialen statt. Ihr Fazit nach neun gemeinsamen Monaten?
Es gibt etliche Filialen, in denen die Kindle-Produkte zu erheblich mehr Kundenfrequenz geführt haben. Vor allem die Tablets bringen Geld in die Kasse. Der wichtigste und für mich erfreulichste Erfahrungswert ist jedoch der, dass die meisten
E-Kunden auch Printprodukte kaufen.
Auf internationaler Ebene suchen Buchfilialisten ihr Heil zunehmend in Nonbooks. Waterstones auch?
Nonbooks haben ihren Platz in einer Buchhandlung, wenn sie das Buchsortiment schlüssig ergänzen, aber nicht, wenn sie nur dazu da sind, mehr Geld in die Kasse zu bringen. Papeterie oder Spiele und Spielzeug als sinnvolles Zubrot in überschaubarem Rahmen finde ich gut, aber komplette Spieleabteilungen zum Beispiel kämen für Waterstones nicht in Frage.
Warum nicht?
Wir sind Buchhändler und kein Gemischtwarenladen. Eine Buchhandlung ist zumindest aus meiner Sicht der Ort, an dem Leser ganz gezielt Bücher entdecken können und sollen.
Auch in den anderen Ländern suchen die Buchfilialisten tragfähige Konzepte. Ein aktueller Überblick im buchreport.magazin August zeigt die wichtigsten Baustellen im internationalen Buchhandel (erscheint am 27. Juli und ist hier zu bestellen).
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