Weltweit sprießen derzeit Verlage mit einer bestimmten digitalen Spezialität aus dem Boden: kurze E-Books, oft in Serie serviert. Read Petite geht noch einen Schritt weiter: Die Nutzer erhalten einen Flatrate-Zugriff auf alle Titel. Und das vielleicht Interessanteste: Hinter dem Projekt steht der bekannteste britische Buchhändler.
Nach Berichten des „Daily Telegraph“ und des „Bookseller“ will kein Geringerer als Tim Waterstone, Gründer des gleichnamigen Filialisten (bei dem er 2001 ausstieg), bis zum Jahresende eine literarische Version von Spotify an den Start schieben. Die ersten Details:
- Die Leser sollen eine Pauschale bezahlen (zwischen 5 und 12 Pfund pro Monat) und dafür Zugriff auf das komplette Titel-Portfolio erhalten – vergleichbar mit Skoobe aus Deutschland, wo allerdings die Zahl der Titel, die im virtuellen Regal stehen, begrenzt wird.
- Die Lektüre erfolgt in einem browserbasierten Reader.
- Read Petite konzentriert sich ausschließlich auf Autoren, deren Titel bereits bei klassischen Verlagen erschienen sind, allerdings sollen auch unveröffentlichte Texte dieser Autoren bei Read Petite angeboten werden. Zu den Namen, die Waterstone nennt, gehören Graham Greene und Aldous Huxley.
- Die Textlänge liegt in der Regel unter 9000 Wörtern.
- Die Verlage selbst können Inhalte auf die Plattform hochladen.
- Mit im Boot bei Read Petite sitzen u.a. der Agent Peter Cox und der früherer „Bookseller“-Redakteur Neill Denny (der CEO wird).
Kurzgeschichten hätten es zwar im Print-Format schwer, passten aber gut zur Zielgruppe der Pendler, die digital lesen, zitiert der „Telegraph“ Waterstone. Der Buchhändler schreibt übrigens selbst an zwei Kurzromanen.
buchreport.de hat sich bereits ausführlich mit kürzeren E-Book-Formaten beschäftigt (s. unten), zuletzt in einem Webinar (das Video zu „Das kleine Digitale“ kann kostenpflichtig erworben werden, Infos können per Mail an info@buchreport.de angefordert werden).
Das Konzept hab ich vor einiger Zeit schon mal gesehen… Da kam es von den Buchpiraten…
Okay, ist eine Idee von uns …
Ist raus jetzt. Da kann ich ja sagen, wie es war.
Erst wollte er nicht, der Tim Waterstones. Dann haben wir die nationale Karte ziehen müssen: ‚Die deutschen Buchleute sind ja alle hinter dem Mond … wenn was richtig Neues kommt, dann aus England.‘
Die Idee mit den Kurzgeschichten ist wirklich von ihm. Er schreibt ja selbst welche.