Das kommt darauf an, lautet die Antwort auf die Frage, ob Taschenbücher eine der Stützen der letztjährig freundlichen Buchkonjunktur waren. „Der Taschenbuch-Markt ist 2007 nur leicht gewachsen“, analysiert das buchreport.magazin in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe und differenziert für die Verkäufe im Sortimentsbuchhandel zwei gegenläufige Bewegungen:
- Taschenbuch-Romane, die zwei Drittel des Umsatzes bestreiten, sind 2007 mit 5% überproportional gewachsen (der buchreport-Umsatztrend über alle Warengruppen lag bei +3%).
- Sachbüchern im Taschenbuch (–8%) fehlten dagegen im vergangenen Jahr erneut die Impulse, mit Ausnahme des humoristisch-sprachspielerischen Elements, das so stark wie noch nie vertreten war.
- Das gebundene Sachbuch war dagegen mit viel Sinnsuche und einigen Debattenbüchern durchaus erfolgreich. Doppelter Effekt: Sachbuchleser haben sich verstärkt im Hardcover bedient, und immer weniger aktuelle Sachtitel schaffen es, sich für die Zweitverwertung im Taschenbuch frisch zu halten. Kehlmann und Grass erscheinen im Taschenbuch
Für die kommende Saison haben sich die Taschenbuch-Verlage einiges vorgenommen. Als neuer Anbieter ist Loewe in diesem Monat mit einem Kinder- und Jugendbuch-Programm gestartet, Suhrkamp beginnt im April mit seinem Wissenschaftsdiskurs in der „Edition Unseld“. In den ansonsten breit angelegten Programmen werden immer wieder gern (moderne) Klassiker verlegt; bei den Novitäten fallen folgende Schwerpunkte ins Auge:
- Bestseller: Aus dem Hardcover kommen einige Zugpferde: Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“, obwohl immer noch als Hardcover auf der „Spiegel“-Bestsellerliste (aktuell Rang 16), wird bereits für März als Rowohlt- Taschenbuch annonciert; die Grass-Erinnerungen „Beim Häuten der Zwiebel“, die im Spätsommer 2006 für viel Wirbel gesorgt hatten, erscheint im Mai bei dtv. Diogenes bringt Coelhos „Alchimist“, und Stephenie Meyers „Bis(s) zum Morgengrauen“, derzeit noch als Carlsen-Hardcover auf der Bestsellerliste, kommt im Juli bei der Konzern-Schwester Piper als Taschenbuch. Im Sachbuch veröffentlicht Rowohlt Petra Gersters „Reifeprüfung“ und Ullstein von Bernhard Bueb „Lob der Disziplin“ im Taschenbuch.
- Sprachunterhaltung: Dativ-Spezialist und KiWi-Bestsellerautor Bastian Sick hofft auf die Longsellerqualitäten seiner Sprachbücher und beschränkt sich in der neuen Saison auf eine Postkartensammlung mit verdrehten Sprichwörtern. In den Trend der Deutsch-Bücher klinkt sich unterdessen Heyne mit „We spe@k Deutsch“ ein, Herder schickt Burkhard Spinnen mit einem Phrasenführer durch die Wirtschaftssprache ins Rennen und C.H. Beck setzt auf den Titel „Deutsch kommt gut“ von Eike Christian Hirsch.
- Fußball-EM: Obwohl Fußball-Ereignisse nach der „Sommermärchen“-Erfahrung eher vom Lesen abhalten, lassen sich zumindest die Taschenbuchverlage nicht abhalten, das Thema Fußball zur anstehenden Europameisterschaft weitläufig durchzudeklinieren.
Sonst gibt es wenig ereignisgetriebene Aktivitäten, sieht man von den dtvund Rowohlt-Ausgaben zu Karajans 100. Geburtstag einmal ab. Das auffällige, magentafarbene Branding des „Welttags des Buches“ nutzen einige Verlage (Diana, Ullstein), um preisgünstige Sonderausgaben herauszustellen. Dass der Deutsche Taschenbuch-Verlag neben „Premium“-Klappenbroschur jetzt auch Bücher in echter Hardcover-Ausstattung bringt, krönt den durchgängigen Trend zu mehr Formatvarianten, zu denen aktuell auch immer mehr Flexcover mit rundem Rücken gehören.
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