Wenn deutsche Buchhändler dieser Tage nach Frankreich blicken, werden sie vielleicht ein bisschen neidisch: Der Kulturminister hat den Schutz des unabhängigen Handels sogar zum Wahlkampfthema gemacht (
hier mehr).
Auch in der Schweiz werden nach dem endgültigen Fall der Preisbindung Subventionsmöglichkeiten und andere Fördermaßnahmen diskutiert. Sogar die Gegner der Preisbindung schließen dabei staatliche Hilfen in Form von Steuervorteilen oder ähnlichen Vergünstigungen nicht aus.
Hier wie dort scheint man zu dem Schluss gekommen zu sein: Vielleicht ist die Preisbindung doch nicht das Allheilmittel der Branche. Vielleicht kann sie insbesondere die an sie gestellte Erwartung, den unabhängigen Buchhandel vor den Verwerfungen des Strukturwandels zu bewahren, auf Dauer nicht erfüllen.
Hierzulande ist die Stimmung noch eine andere: Die Branche will sich im Rahmen der Preisbindung lieber selbst helfen, als vom Staat protegiert zu werden. Doch auch deutsche Verlage und Händler sind vom Strukturwandel in all seiner Tragweite und Drastik betroffen.
Was aber lässt sich vom Blick ins Ausland lernen? Wie zielführend und praktikabel die Ideen zur staatlichen Förderung im Einzelnen sind, muss sich zeigen, ist zunächst aber auch nicht entscheidend. Es kann prinzipiell nicht schaden, sich konstruktiv mit den Vorschlägen auseinanderzusetzen und ihre Umsetzung zu beobachten. Heikel wäre nur, zu lange zuzuschauen. Denn der stationäre Handel kann nur erhalten werden, solange er noch da ist.
Ich bin eigentlich ganz froh darüber, dass wir in Deutschland noch nicht die Situation haben, wo wir nach direkten staatlichen Subventionen für die Branche rufen. Die Situation in der Schweiz und in Frankreich ist mit der unsrigen nicht wirklich zu vergleichen: In der Schweiz sehen sich die Verlage und auch die Autoren einer deutlichen Dominanz deutscher (aber auch französischer und italienischer) Produktionen ausgesetzt, 80 Prozent der dort verkauften Bücher sind importiert. Trotzdem hat die Branche in der Debatte um die Preisbindung nicht nach staatlicher Förderung gerufen. Im Gegenteil: Die Preisbindungsgegner waren lautstark dafür, schweizerische Verlage doch künftig staatlich zu alimentieren.
In Frankreich hatten wir in den vergangenen Jahren ein massives Buchhandelssterben zu beklagen, und anders als in Deutschland begreifen sämtliche Parteien den Schutz der kulturellen Infrastruktur auch abseits der hoch subventionierten Vorzeigeprojekte als eine bedeutende Aufgabe. Die Vorschläge, die Kulturminister Mitterand jetzt zur Unterstützung des unabhängigen Buchhandels gemacht hat, sind sicherlich protektionistisch zu nennen. Bravo! Da hat jemand begriffen, dass es nicht reicht, auf die berüchtigte Smith’sche „unsichtbare Hand des Marktes“ zu warten.
Die Buchbranche ist die einzige Kulturbranche in Deutschland, die ohne direkte Subventionen auskommt. Die Preisbindung hilft dabei. Ist doch schön, oder?