Die größten deutschsprachigen Buch- und Fachinformationsverlage sind 2019 in der Summe um 1,8% gewachsen. Das zeigt das aktuelle Panorama der von buchreport zum 31. Mal ermittelten „100 größten Verlage“ (hier verfügbar in verschiedenen Formaten). Dieser Befund liegt in der üblichen Größenordnung von 1 bis 2% Wachstum in den vergangenen Jahren. Wirtschaftlich erweist sich damit das Buch- und Fachinformationsgeschäft bisher selbst im Rahmen des digitalen Strukturwandels als „reife“ Branche ohne große Ausschläge in der Summe.
Das Ranking beschreibt zugleich die Ausgangslage vor den extremen, nicht branchenspezifischen Sondereinflüssen des laufenden Jahres:
- Die Publikumsbuchverlage haben 2019 mit den üblichen Schwankungen der bestsellergetriebenen Unternehmenskonjunkturen im Schnitt über 2% zugelegt. Sie sind aktuell vor allem betroffen bei der Sichtbarkeit ihrer Titel und Novitäten, die durch die Mitte März verfügten Schließungen des Einzelhandels stark eingeschränkt ist. In einigen Segmenten hängt die Nachfrage zudem vom Nutzwert in Zeiten eingeschränkter Aktivitäten ab (Ratgeber, Reiseinformation). Noch nicht absehbar sind die Auswirkungen durch Verschiebungen in Richtung Digitalformate, die im Hörbuch-Segment auch unabhängig von der Coronakrise stärker zulegen.
- Die Fachinformationsverlage sind in der Spitzengruppe des Rankings stark vertreten (s. Tabelle). Sie haben, anders als in den Vorjahren, 2019 nur leicht unterdurchschnittlich zugelegt (+1,2%). Zum Teil ist erkennbar, dass Fachzeitschriften Anzeigenrückgänge aufweisen. Die aktuellen Perspektiven der Fachinformationsanbieter sind eng mit der Entwicklung ihrer jeweiligen Zielgruppenbranchen im Zuge der Coronakrise verbunden.
- Bei Bildung und Wissenschaft dürfte zumindest im staatlich finanzierten Schul- und Forschungsbereich die Grundlage gesichert sein. Hier liegen die größeren Unwägbarkeiten aktuell bei privat gekauften Lernmaterialien und bei wirtschaftsfinanzierter Forschung. Ansonsten steht die Entwicklung im Zeichen der Digitalisierung: Im Schulbereich dürfte der „Digitalpakt“ nach den gegenwärtigen Erfahrungen mit den Schulschließungen und digitalem Lernen forciert werden. Im Wissenschaftsbereich stehen die Praxis-Erfahrungen mit dem Open-Access-„Deal“ auf der Agenda.
Die 15 größten Verlage | |||
Rang/Unternehmen | Umsatz 2019 in Mio Euro | Veränderung in % | |
1 | Springer Nature Group | 590,1 | +2,4 |
2 | Haufe* | 355 | +10 |
3 | Klett Gruppe | 330,0 | +3,7 |
4 | Random House | 309,3 | +5,6 |
5 | Westermann Gruppe* | 300 | ±0 |
6 | Wolters Kluwer | 277,0 | +3,4 |
7 | Cornelsen* | 250 | –2 |
8 | C.H. Beck | 208,9 | +2,1 |
9 | WEKA | 198,6 | –1,2 |
10 | Thieme | 161,0 | –0,9 |
11 | Wiley-VCH | 138,8 | –0,4 |
12 | dfv Mediengruppe | 134,8 | –3,4 |
13 | Rentrop | 126,0 | –7,4 |
14 | Vogel Communications | 100,0 | n.v. |
15 | MairDumont | 99,8 | –5,0 |
* geschätzt; soweit den Umsätzen geschätzte oder gerundete Werte zugrunde liegen, wurden auch die Prozentuierungen gerundet Quelle: buchreport, „Die 100 größten Buchverlage 2020“ |
Mittelständische Branche
Die „100 größten Verlage“ kommen 2019 auf einen addierten Buchumsatz von 6,24 Mrd Euro. Das heißt, dass die Unternehmen im Schnitt 62 Mio Euro umsetzen. Dies macht die unverändert mittelständische Struktur der deutschen Buchbranche deutlich. Auch die größten Branchenunternehmen sind im Vergleich zu anderen Industrien nicht wirklich groß:
- Nur 14 der gelisteten Unternehmen kommen überhaupt auf einen dreistelligen Millionen-Umsatz.
- Die 50-Mio-Euro-Schwelle wird bereits ab Platz 30 unterschritten, die 20 Mio ab Platz 70.
- Am unteren Ende des Rankings gehören Verlage mit knapp 8 Mio Euro noch zu den „Größten“ – und der Börsenverein hat immerhin noch weit über 1000 weitere Verlage als zahlende Mitglieder, die also noch deutlich kleiner sind.
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