Seit Montag können Kunden in bundesweit in den 191 Valora-Filialen auch Postdienstleistungen nutzen. Für Briefe, Einschreiben, Päckchen oder Pakete bieten die Läden passende Briefmarken-Sets an. Die Kooperation mit der Deutschen Post (hier mehr Details) passt zur Wachstums-Agenda der Schweizer. Der Valora-Konzern will sich laut Strategieprogramm „Valora 4 Growth“ zum „führenden Handelsunternehmen“ in Europa aufschwingen:
Bis zum Jahr 2015 soll der Umsatz jedes Jahr um 10 Prozent gesteigert und das Betriebsergebnis auf bis zu 180 Mio sFr (ca. 137 Mio Euro) verdoppelt werden.
Diese Ziele sollen unter anderem durch den Ausbau des bestehenden Verkaufsstellennetzes erreicht werden, vor allem auf dem „stark fragmentierten Kioskmarkt in Deutschland“:
- Durch die Akquisition kleinerer Ketten und Einzelstandorte will das Unternehmen bis 2015 in Deutschland auf 1000 Filialen kommen.
- Die erforderlichen finanziellen Mittel für die Zukäufe werden auf 200 bis 400 Mio Franken beziffert und sollen ohne Erhöhung des Aktienkapitals beschafft werden.
- Zurzeit ist Konzerntochter Valora Retail Deutschland (Umsatz: 200 Mio Euro) mit rund 200 Filialen aufgestellt.
- In der Schweiz hat Valora bereits ein dicht geknüpftes Netz mit rund 1000 „k kiosk“-Filialen, in Deutschland soll die Expansion via Franchise-Modell erfolgen, nach dem Vorbild der im Oktober übernommenen Firma Tabacon. Doch auch für den Bahnhofsbuchhandel schließt Valora-CEO Thomas Vollmoeller weiteren Zuwachs nicht aus. Dort sei man mit einem Marktanteil von 30 Prozent in einer guten Position. „Das Buchsortiment wird eine unverändert wichtige Rolle spielen“, so Vollmoeller.
Gewerkschaft Verdi übt Kritik an Personalpolitik des Unternehmens
Ebenfalls auf der Agenda sind Kosteneinsparungen, unter anderem wurde der Personalbestand verringert, wobei laut Strategiepapier gleichzeitig für die Mitarbeiter „verbesserte und modernere Arbeitsbedingungen“ geschaffen wurden.
Vor diesem Hintergrund übt die Gewerkschaft Verdi allerdings heftige Kritik: Bei den Mitarbeitern des 2008 übernommenen Stuttgarter Bahnhofsbuchhändlers Wittwer drücke Valora rigoros die Personalkosten. Wie schon bei der Hamburger Buchkette Stilke gliedere Valora auch bei Wittwer die Filialen in die Konzerntochter VRB aus, um dann die Mitarbeiter zu schlechteren Konditionen anzustellen, berichtet die „Stuttgarter Zeitung“ in einem Beitrag mit der Überschrift „Der Krake lehrt die Branche das Fürchten“.
„Kein Mitarbeiter, der im Wege des Betriebsüberganges in die VRB übergeht, muss eine Verschlechterung der Konditionen hinnehmen“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage von buchreport. „Natürlich hält sich Valora Retail auch bei der VRB an die in Deutschland geltenden gesetzlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen.“ Nach der Übernahme von Wittwer hatte Valora angekündigt, für die Mitarbeiter ändere sich nichts, die arbeitsvertraglichen Rechte bestünden unverändert fort. „Dies gilt uneingeschränkt weiter“, heißt es. Es habe „einige wenige“ Aufhebungsverträge gegeben, „immer auf Wunsch und im Einvernehmen mit dem jeweiligen Mitarbeiter“. Zwei Jahre nach der Übernahme sind noch 146 (von 178) Wittwer-Mitarbeiter bei Valora beschäftigt.
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