Soll der Börsenverein auch wirtschaftlich aktiv sein oder reicht die Beschränkung auf die Lobbyarbeit für das Buch? Die alte Frage – je nach Standpunkt ketzerisch oder legitim – kommt im November beim Branchenparlament in scharfer Form auf das Tapet. Die MVB, Wirtschaftstochter des Verbands, konkretisiert die E-Commerce-Module der Buchplattform Libreka. Wodurch die Zwischenbuchhändler eigene Geschäftsfmodelle bedroht sehen, die sie mit hohen Investitionen aufgebaut haben.
In dem Dissens liegt Brisanz, weil zum Zusammenhalt der drei Sparten unter dem Dach des Börsenvereins die stillschweigende Vereinbarung gehört, das Gemeinschaftsinteresse vor die Einzelinteressen zu stellen. In einem Spitzengespräch wird wenig später versucht, die Risse im Branchenkonsens zu kitten. Die Zwischenbuchhändler stellen allerdings Bedingungen:
- Sie sind „im Interesse der gesamten Buchbranche zu einer tragfähigen Gesamtlösung bereit, wenn ihnen die Nutzung der technologischen Infrastruktur und der Inhalte von Libreke für eigene Geschäftsmodelle so leicht wie möglich gemacht und von Libreka nachhaltig unterstützt wird“.
- Erwartet werden „möglichst wenig technologische und organisatorische Hemmnisse sowie die von einer Verbandslösung zu erwartende höchste preisliche Attraktivität“.
Unter Druck gerät auch die von der MVB betriebene BAG:
- Abbröckelnde Akzeptanz: Das Abrechnungsvolumen geht drastisch zurück, die Bilanz 2009 wird ein Minus ausweisen.
- Konkurrenz aus der Branche: Fakturgemeinschaften und Verlagsgruppen bieten dem Handel unter BAG-Umgehung skontoversüßende Alternativen an.
aus: buchreport.express 52/2009
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