Mit Blick aufs Weihnachtsgeschäft wachsen in Buchhandel und Verlagen die Sorgen wegen der immer wieder klemmenden Logistikkette. Zwar fokussieren sich Sorgen und Verärgerung aktuell vor allem auf Marktführer Zeitfracht, aber dessen Probleme sind keineswegs exklusiv.
Hinter den akuten Herausforderungen fürs Weihnachtsgeschäft 2021 werden die strukturellen Verwerfungen sichtbar. Die hat jetzt Stephan Schierke (VVA/Arvato) als Vorsitzender des Börsenvereins-Zwischenbuchhandels-Ausschusses markant formuliert: Ein Kosten-„Tsunami“ rolle auf die Branche zu. Dieser speist sich aus einer ganzen Reihe von Entwicklungen:
- Die Transport- und Logistikkosten steigen durch wachsende Kraftstoff- und Energiepreise sowie durch weiter zunehmende CO2-Abgaben und Auflagen im Bereich Transport und Verkehr.
- Die Verpackungspreise ziehen um 30% und mehr an.
- Die Personalaufwendungen steigen signifikant mit der Erhöhung des Mindestlohns auf 10,45 Euro bis Mitte 2022, inklusive der ebenfalls anziehenden Lohnnebenkosten. Nach den Plänen der kommenden Regierung wird der Mindestlohn perspektivisch auf 12 Euro steigen.
Doch die steigenden Personalkosten seien am Ende nicht das Hauptproblem, mahnt Schierke, wenn es schlichtweg nicht gelänge, überhaupt Personal für die körperlich fordernde Verpackungsarbeit zu finden. Das sei eine dramatische Entwicklung in der personalintensiven Logistik.
Angesichts oft langfristiger Verträge mit Verlagen seien Einigungen notwendig, sonst könne die Entwicklung für den einen oder anderen Logistiker existenzgefährdend sein. Das alles pusht die Frage nach höheren Buchpreisen.
Die Kostenklage ist hier leider nur begrenzt auf einen Bereich des Verlagswesens fokussiert.
Natürlich betreffen diese Kostenerhöhungen alle Bereiche – auf Verlagsseite sind dies vor allem die Koten der Beschaffung (Produktion, Papier, Logistik), bei denen wir ähnliche Steigerungsraten verzeichnen wie diese Herr Schierke benennt.
Insofern kann ich den Ruf nach erhöhten Buchpreisen nachvollziehen. Das Problem sind aber nicht die willigen Verlage, sondern die, die dann die Bücher nicht mehr einkaufen, da sie sich einen Verkauf zu höheren Preisen nicht vorstellen können.
Zusätzlich stellt sich die Frage nach Preisanpassungen bei der Backlist – soll der Buchhandel die zur einfacheren Handhabung aufgedruckten Preise auf den Büchern überkleben? Ich glaube, das ist eine Forderung, die viele überfordern würde.
Lieber Herr Weitendorf von Hacht: Ihr erster Satz ist völlig richtig. Herr Schierke hatte diese Sorgen im Rahmen der Fachausschüsse formuliert, daher lag der Fokus hier auf diesem Banchenbereich. Über die anderen Bereiche hatten wir an vielen Stellen geschrieben, gerade erst hier: https://www.buchreport.de/news/kostenexplosion-ein-tsunami-rollt-auf-die-branche-zu/
Dass viele der denkbaren Wege ganz neue Baustellen vorhalten würden, scheint logisch.