In der „Zeit“ rezensiert Iris Radisch das neue Buch „Überlebnis“, in dem Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz das Sterben eines Mannes schildert. Und obwohl der Name Siegfried Unseld in dem Buch kein einziges Mal fällt und die Autorin im aktuellen „Spiegel“ bestreitet, den Tod ihres Ehemannes und Vorgängers an der Suhrkamp-Spitze beschrieben zu haben, meint die Rezensentin: „Wer der Mann ist, das weiß in Deutschland so ziemlich jeder, der ein Buch von einer Chipstüte unterscheiden kann (…) ein Suhrkamp-Buch der Suhrkamp-Chefin über den verstorbenen Suhrkamp-Verleger ist, ob es will oder nicht, immer auch eine literaturpolitische Inszenierung“.
Die Beurteilung, ob diese Inszenierung gelungen ist, fällt Radisch nicht leicht. In seinen besten Passagen erzähle das Buch sehr eindringlich und direkt vom Sterben „des Mannes“, in anderen schlage es einen entrückt-philosophischen Ton an. „Diese Zweiteilung des Buches in einen religiös-tragödialen Überbau und einen irdischen Unterbau – man könnte auch sagen: in einen heilsgeschichtlichen und einen unseldgeschichtlichen Text, ist dieser prekären Erzählung nicht bekömmlich.“
NACHGELESEN – Bücher in der Presse
Belletristik
Martin Kluger: Der Vogel, der spazieren ging. DuMont 2008, 19,90 Euro
Neue Zürcher Zeitung
Sachbuch
Roman Bux: Todsicher oder die erstaunlichsten Fälle der Rechtsmedizin. Militzke Verlag 2008, 19,90 Euro
Bild
Friedrich Pfäfflin (Hrsg.): Zwischen Jüngstem Tag und Weltgericht. Karl Kraus und Kurt Wolff. Briefwechsel 1912-1921. Wallstein 2007, 32 Euro
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Oscar A.H. Schmitz: Tagebücher. Band 1. Das wilde Leben der Boheme. 1896-1906. Band 2: Ein Dandy auf Reisen. 1907-1912. Band 3: Durch das Land der Dämonen. 1912-1918. Aufbau 2006 und 2007, je Band 58 Euro.
Süddeutsche Zeitung
Raoul Schrott: Homers Heimat. Der Kampf um Troja und seine realen Hintergründe. Hanser 2008, 24,90 Euro
Die Zeit
Amartya Sen: Die Identitätsfalle. Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt. C.H. Beck 2007, 19,90 Euro
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Christoph Weckerle, Menfred Gerig, Michael Söndermann: Kreativwirtschaft Schweiz. Daten, Modelle, Szene. Birkhäuser Verlag 2008, 46,46 Euro.
Süddeutsche Zeitung
Barbara Weidle (Hrsg.): Kurt Wolff. Ein Literat und Gentleman. Weidle Verlag 2007, 25 Euro
VORAUSGESEHEN – Der Filmtipp
In den Kinos startet die Verfilmung des Romans „Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk (Rowohlt). Der Filmkritikerin der FTD hat allerdings das Buch besser gefallen: Der Streifen sei „weder so lustig noch so traurig wie das Buch. Dafür setzt Regisseur Christian Görlitz zu sehr auf Slapstick. Am besten ist die mit der Handkamera gedrehte Komödie, wenn es um die Auftritte der Band geht und echter 80er-Jahre-Grusel aufkommt“. Die „FAZ“ urteilt gnädiger: „Görlitz löst die Sache achtbar mit flüssiger, nicht allzu klischeehafter Inszenierung und, vor allem, klug ausgewählten Darstellen.“
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