Und es gibt sie doch (noch), die überraschenden Bestseller, die niemand auf der Rechnung hatte: In diesem Jahr staunt die US-Buchbranche über den Erfolg eines Buches mit dem wenig spektakulären Titel „The Autobiography of Mark Twain, Volume 1“ und den umso spektakuläreren Absatzzahlen: Mehr als 300000 Exemplare hat die University of California Press von dem Hardcover bislang abgesetzt, teilweise war das Buch wegen der großen Nachfrage ausverkauft.
Noch zu Lebzeiten hatte Samuel Langhorne Clemens alias Mark Twain (Foto) verfügt, dass seine Erinnerungen, die er zwischen 1906 und bis kurz vor seinem Tod 1910 diktiert hat, erst 100 Jahre später veröffentlicht werden dürfen. Seither hatten die Unterlagen in den Kellergewölben der Universität in Los Angeles auf ihre Druckreife gewartet.
Erschienen ist der erste Teil der auf drei Bände angelegten Autobiografie des in seiner Heimat legendären Schriftstellers und Humoristen am 15. November mit einer für den Universitätsverlag hohen Startauflage von 50000 Exemplaren. Die waren jedoch bereits ausverkauft, bevor sie den Buchhandel überhaupt erreichten. Seither haben Verlag und die Druckerei Thomson-Shore Nachtschichten eingelegt, um die ausufernde Nachfrage zu befriedigen – nicht immer erfolgreich. Weil die Druckerpressen maximal 50000 Bücher bearbeiten können, wird in kleinen Tranchen nachgelegt.
Mittlerweile sind von dem Hardcover in der achten Auflage über 400000 Bände in Umlauf, doch ein Ende der Nachfrage ist nicht abzusehen. Unmittelbar vor Weihnachten mussten frustrierte Buchhändler verärgerte Kunden erneut vertrösten. Der Online-Shop von Borders meldet einen Lieferverzug zwischen zwei und vier Wochen.
Auch auf den US-Bestsellerlisten ist der mit 34,95 Dollar nicht gerade billige 736-Seiten-Band auf Spitzenplätzen präsent: Bei der „New York Times“ liegt er auf dem zweiten, beim „Publishers Weekly“ auf dem vierten und bei der „Los Angeles Times“ auf dem fünften Rang. Die Teile zwei und drei der Erinnerungen hat das sechsköpfige Herausgeberteam um die Mark-Twain-Expertin Harriet Elinor Smith, das seit acht Jahren an dem Großprojekt arbeitet, jeweils für November 2012 und 2013 in Aussicht gestellt.
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