Als „geschickten Portfoliomanager“ hat die „Wirtschaftswoche“ Thomas Rabe zuletzt charakterisiert, allerdings benötige der Bertelsmann-Chef für den Rest seiner Amtszeit Stimmungsaufheller, die dem Konzern zeigten, dass es vorangehe.
Solche Stimulanzien scheint nun die Bertelsmann-Bilanz liefern: Der Medienkonzern hat im vergangenen Jahr den Umsatz um 3,1% auf 16,7 Mrd Euro gesteigert (Vorjahr: 16,2 Mrd Euro), auch beim operativen Ergebnis legte Bertelsmann zu um 2,7% auf 2,37 Mio Euro. „Das Jahr 2014 lief für uns erfreulich: Unser Umsatz ist so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Dasselbe gilt für unser operatives Ergebnis, es ist eines der besten der Bertelsmann-Geschichte“, resümiert Rabe.
Ausschlaggebend für die positive Umsatzentwicklung seien vor allem:
- strategische Transaktionen wie der Zusammenschluss Buchgeschäfte Penguin und Random House zur weltgrößten Publikumsverlagsgruppe (hier der Beitrag zu den Random House-Zahlen)
- der vollständige Erwerb des Musikrechteunternehmens BMG
- der Ausbau der Finanz- und E-Commerce-Dienstleistungen bei Arvato.
Hintergrund für den Zuwachs beim operativen Umsatzergebnis:
- ein starkes Bestsellergeschäft bei Penguin Random House in den USA
- das Wachstum im Musikrechtegeschäft
- ein Rekordergebnis der Mediengruppe RTL
Hinzu kommen weitere Investitionen, mit denen Bertelsmann Digitalgeschäft und internationale Präsenz verstärken will:
- die Akquisition des E-Learning-Anbieters Relias Learning in den USA
- Mehrheitsübernahmen an dem Videovermarkter SpotXchange und dem Multichannel-Netzwerk StyleHaul.
Nur knapp ist auch vom „Rückbau strukturell rückläufiger Geschäfte“ die Rede, u.a. auch der Rückzug aus dem stationären Buchhandelsgeschäft mit der zeitgleich zur Bilanzpressekonferent erfolgten Schließung der beiden letzten Club-Filialen in Gütersloh und Rheda und der Einstellung des gesamten Club-Geschäfts zum Jahresende.
Als Kombination von Investitionen in „wachstumsstarke Geschäfte“ und einem Rückzug aus „strukturell rückläufigen Geschäften“ beschreibt Thomas Rabe die Strategie des „neuen Bertelsmann“, das „wachstumsstärker, digitaler und internationaler“ werden soll. Für 2015 kündigt Rabe einen Expansionskurs an und rechnet mit einem höherem Umsatz und Gewinn. Das Konzernergebnis will er „mittelfristig deutlich steigern in Richtung 1 Mrd Euro. Im vergangenen Jahr lag das Konzernergebnis wegen Sondereinflüssen wie etwa dem Rückbau der Druck- und Direktmarketinggeschäfte mit 573 Mio Euro unter dem Vorjahreswert von 885 Mio Euro.
Die Zahlen der Bertelsmann-Töchter:
- Buch: Mit 3,3 Mrd Euro Umsatz wurden 452 Mio Euro Operating EBITDA erzielt.
- Medien (Gruner & Jahr): Der Umsatz ging um 13,3% auf 1,7 Mrd Euro zurück, vor allem wegen sinkender Anzeigen- und Vertriebserlöse. Das Operating EBITDA sank um 14% auf 166 Mio Euro (Vorjahr: 193 Mio Euro).
- Fernsehen (RTL): Der Umsatz stagnierte bei 5,8 Mrd Euro (-0,3%), das Operating EBITDA stieg um 0,8% auf 1,3 Mrd Euro.
- Dienstleistungen (Arvato): Der Umsatz legte zu um 6,2% auf 4,7 Mrd Euro (Vorjahr: 4,4 Mrd Euro), das Operating EBITDA ging auf 384 Mio Euro zurück (Vorjahr: 397 Mio Euro).
- Druckgeschäft (Beprinters): Der Umsatz sank deutlich um 11,2% auf 1 Mrd Euro (Vorjahr: 1,1 Mrd Euro), das Operating EBITDA verringerte sich um 30,4% auf 64 Mio Euro (Vorjahr: 92 Mio Euro).
- Corporate: In der Sparte „Sonstiges“ wird erwähnt, dass der dynamische Wachstum bei der Musikrechtetochter BMG die Rückgänge durch den Rückbau der Club- und Direktmarketinggeschäfte zum Teil habe ausgleichen können.
Bei aller Öffnung der Zahlung über Bertelsmann muss der Chef von Bertelsmann, Herr Thomas Rabe insgesamt gesehen ein gutes Management in der Verantwortung neben sich haben, wo auch Aufgaben und Strategien koordiniert und abgesprochen werden. Ein Mann allein kann so ein großes Unternehmen, wie es Bertelsmann nun ist, nicht selber leiten.
Und alle Mitarbeiter/innen müssen sich mit Bertelsmann und seiner Unternehmenskultur identifizieren, dass sozusagen alle an einem Strang ziehen und zum langfristigen Erfolg beitragen.
Nur sollte sich Bertelsmann in naher Zukunft nicht durch noch mehr Ankäufe und Verflechtungen verzetteln, sondern mehr auf einer Linie bleiben. Dies schafft im Kern von Bertelsmann dann eine solide Basis, wo man dann aufbauen kann. Und wichtig ist vor allem die Qualität der Waren, auf die ja die Kunden sehr schauen.
Ein gesundes Wachstum ist nur dann möglich, wenn im Hause Bertelsmann eine solide Vertrauensbasis in allen Bereichen vorhanden ist. Und heute kann und sollte sich ja auch jeder Mitarbeiter/in durch eine Kreativität im Unternehmen einbringen. Dies bedeutet sicher, dass eigene Ideen gefragt sind und so etwas könnte vor allem in der Chefetage durch eine ,Ideen-Börse` für alle umgesetzt werden. Wenn von der Belegschaft von Bertelsmann ein gemeinsammes ,Wir` und auch ,Wollen` vorhanden ist, dann gelingen auch mittelfristig gesehen Ideen.
Und diese sind ja für die Weiterentwicklung von Unternehmen oft von entschedendem Einfluss. Besonders ist hier am Marketing und an der Werbung nach außen hin zu denken.
Die Ziele sind von Herrn Thomas Rabe vorgegeben. Zur Umsetzung sollten alle in ihren Abteilungen beitragen.
Und deshalb ist sicher auch bei Bertelsmann ein Miteinander gefragt, denn nur gemeinsam lassen sich Ziele und Probleme verwirklichen und auch angehen.
H. Kraft