Mit einer öffentlichen Kritik an Papierherstellern hat der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) zuletzt eine in der Branche sehr wahrnehmbare Duftmarke gesetzt. Der BVDM hatte sich konkret auf den Hersteller UPM Communication Papers bezogen, der für den weiteren Verlauf des Jahres „Rekordergebnisse“ erwarte und Preiserhöhungen als probates Mittel beschrieb, um steigende Produktionskosten „mehr als ausgleichen“ zu können.
„Ein solches Statement stößt bei vielen Unternehmen der Druckindustrie angesichts der weiterhin bedrohlichen Lage unserer Branche auf erhebliche Irritationen. Rekordergebnisse und gestiegene Gewinnmargen einerseits und existenzielle Nöte andererseits passen in derselben Wertschöpfungskette nur schwer zusammen“, kommentierte daraufhin Paul Albert Deimel, Hauptgeschäftsführer des BVDM, diese und ähnliche Mitteilungen.
„Selbstverständlich steht es jedem Lieferanten frei, seine Preise so zu gestalten, dass damit nicht nur die Kosten gedeckt werden, sondern auch Profite erwirtschaftet werden. Nicht zuletzt sind Gewinne die wirtschaftliche Grundlage für Investitionen, um die eigene Zukunftsfähigkeit zu erhalten. Und auch die Druckindustrie hat ein vitales Interesse am Erhalt ihrer Lieferketten, zu denen die Papierindustrie an vorderster Stelle zählt“, so Deimel weiter.
„Wenn in einer solchen angespannten Lage, Lieferanten ihre Preise über die entstandenen Kostensteigerungen hinaus deutlich erhöhen, gefährdet dies letztendlich die Existenz der gesamten Wertschöpfungskette. Wir appellieren daher an alle Unternehmen der Papierherstellung, mit dem Preisinstrument auch in Zukunft fair und verantwortungsbewusst umzugehen.“
Sofortige Reaktion
Die Botschaft wurde im Verband Die Papierindustrie wenig amüsiert zur Kenntnis genommen. Offiziell wollen die Papierlieferanten die Kritik des BVDM aber nicht kommentieren, im Anschluss an die mit Aplomb vorgetragene Druckerkritik soll es Gespräche zwischen den Verbänden gegeben haben, um die Angelegenheit zu befrieden. Vorerst soll der knackige Streit damit als beendet betrachtet werden,
Die Verärgerung in der Papierindustrie rührt dem Vernehmen nach auch aus der Entwicklung der vergangenen Jahre, als die Nachfrage nach grafischen Papieren sank und Druckereien und direktbestellende Verlage die Preise (und Gewinne) der Papierlieferanten gedrückt haben.
Die Industrie hatte darauf Produktionskapazitäten heruntergefahren und das Angebot verknappt. Mittlerweile habe sich die Papierindustrie auf die wieder gestiegene Nachfrage eingestellt, von einer überproportionalen Preissteigerung könne keine Rede sein, gegen steigende Energiepreise sei nichts zu machen.
Die krisengewinnlerische Pointe: Auch Energieanbieter werden wegen ihrer aktuellen Gewinnsprünge kritisiert …
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