In den aktuellen Frühjahrsprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 12 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Sven Pfizenmaier.
Mein Roman in drei Sätzen
Ein Text über junge Menschen, die herausfinden müssen, wie viel Solidarität und wie viel Egoismus es braucht, um in einer deutschen Gesellschaft klarzukommen. Mir ging es darum, Bilder für die emotionale und körperliche Entfremdung von Teenagern zu finden und was es heißt, sich als junger russlanddeutscher Mensch gegen Assimilation zu wehren, ohne sich von den anderen abzukapseln. Das zusammen als Mystery-Geschichte erzählt, die sich selbst und die Realität nicht allzu ernst nimmt.
Mein Weg zu Kein & Aber
2018 war ich Kandidat beim Open Mike, wo ich meinen späteren Lektor Patrick Sielemann beim Workshop kennenlernte. Er las die ersten 15 Seiten des Romans (mehr hatte ich da noch nicht) und ermutigte mich, weiterzumachen. Wir blieben in Kontakt, und zwei Jahre später, nachdem die erste Fassung fertig war, konnte er auch den restlichen Verlag vom Manuskript überzeugen.
Das Verdienst meines Lektors
Patrick war schon eine riesige Unterstützung, bevor überhaupt klar war, dass er mein Lektor werden würde. Ohne seine konstante Motivation wäre ich wahrscheinlich immer noch nicht fertig. Als es dann ins eigentliche Lektorat ging, gab er wichtige Impulse, fand Lösungen, wo ich keine hatte. Ich glaube nicht, dass es für mich und den Text besser hätte laufen können.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Auch pandemiebedingt konnte ich bislang nicht sehr viele Eindrücke sammeln. Angenehm aufgefallen ist mir aber, dass im Vergleich zu anderen Branchen nicht so eine übertriebene Konkurrenzmentalität herrscht.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Das Lesen & Lesen Lassen in Friedrichshain ist ein schöner Laden, ebenso die Buchkönigin und She Said in Neukölln-Kreuzberg.
Meine Lieblingsautoren
So eine Liste würde bei mir jeden Tag anders aussehen. Heute fallen mir zuerst ein: Rainald Goetz, Fjodor Dostojewski, Ursula K. Le Guin, Salman Rushdie, Don DeLillo, Jean Rhys, Thomas Pynchon, Lucy Fricke, Toni Morrison, Gabriel García Márquez, viele, viele mehr.
So lese ich
In Schüben. Manchmal wochenlang, so viel es geht und in jeder Gelegenheit, dann gibt es Monate, in denen ich Bücher kaum anrühre. Vor allem in Schreibphasen ist es oft eher hinderlich für mich, zu viele andere Romane zu lesen.
Schreiben ist für mich
Ein riesiger, frustrierender Spaß; ein guter Grund fürs Aufstehen und fürs Faulsein; eine gute Ausrede, um zu Hause zu bleiben; die einzige Möglichkeit, einen sinnvollen Umgang mit Schlechtem zu finden oder sich überhaupt einen Reim auf den ganzen Irrsinn machen zu können.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Dann bin ich wahrscheinlich im Kino oder mit irgendwem was trinken.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Als ich das erste Mal etwas aus Sven Pfizenmaiers Romanprojekt gelesen habe, war das ein Paukenschlag: ein unterhaltsamer, überbordender und mutiger Text über die deutsche Provinz. Dabei war es damals nur ein kurzer Auszug. Dann hat der Autor weitergeschrieben, hat unermüdlich Stellen ausgearbeitet, verbessert. Andere Stellen hat er gestrichen, am Ende sogar ebenjenen ersten Auszug, den Paukenschlag – denn alles, was danach folgte, war noch lustiger, noch gewagter, noch lauter. Sven Pfizenmaier ist eine der talentiertesten und versiertesten neuen Stimmen, und während er selbst ein ruhiger, besonnener Mensch ist, wird uns sein Debüt noch lange in den Ohren rauschen.
Patrick Sielemann, Lektor
Debütanten und Debütantinnen – im buchreport.magazin 1/2022
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