Bei einem anderen Thema würde man womöglich von einem digitalen „Schnellschuss“ reden. Hanser Berlin zieht seinen Herbsttitel „Notizen aus Homs“ von Jonathan Littell (Foto) über den syrischen Bürgerkrieg vor – als E-Book, das ab sofort für 14,99 Euro erhältlich ist. Die gedruckte Hardcover-Ausgabe (ca. 240 Seiten, 18,90 Euro) erscheint erst am 27. August.
Der Zeitpunkt für die E-First-Ausgabe ist nicht zufällig. Über Littell und sein Buch erscheint eine große Geschichte in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL. Der Hintergrund: Im Januar 2012 hatten sich Jonathan Littell und sein Fotograf von Angehörigen der Syrischen Befreiungsarmee heimlich ins Land schleusen lassen. Seine Beobachtungen hat Littell in zwei Notizheften festgehalten.
Eine journalistische Aufbereitung der Reise gab es bereits in der „Zeit“ und „Le Monde“. Zur Buchausgabe zitiert Hanser den Autor: „Was die Veröffentlichung dieser Hefte rechtfertigt, ist die Tatsache, dass sie Bericht erstatten über einen Moment, der quasi ohne Zeugen von außen stattgefunden hat: die letzten Tage der Erhebung eines Teils der Stadt Homs gegen das Regime Baschar al Assads.“ Mittlerweile sind große Teile von Homs zerstört und der Krieg ist weiter eskaliert.
Littell ist in Deutschland 2008 bekannt geworden durch seinen Roman „Die Wohlgesinnten“ (Berlin Verlag), der es bis auf Platz 3 der SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte. „Die Wohlgesinnten“ enthält die fiktiven Lebenserinnerungen des SS-Obersturmführers Maximilian Aue. Zu Littells journalistischen Arbeiten gehören Berichte aus den Krisengebieten Tschetschenien, Georgien und Syrien.
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