Bundesweite, regionale und lokale Größen sowie die Spezialisten: Zum 29. Mal präsentiert buchreport die Buchhandels-Marktführer.
Das Buchhandelsjahr 2017 war vielfach fordernd. Ursula Pustet, Chefin der bayerischen Regionalkette Bücher Pustet, zählt stellvertretend für die Branche die Schmerzpunkte auf:
- Rückläufige Kundenfrequenz
- Wettbewerb mit anderen Medien
- Direktvertrieb der Verlage.
Die Herausforderung sei, gemeinsam mit anderen Händlern ein attraktives Einkaufserlebnis zu schaffen und die 14- bis 25-Jährigen zu erreichen. „Wie bekommt man die junge Altersgruppe in die Buchhandlung“, fragt Ursula Pustet, „und wie begeistert man sie für Bücher?“
Der stationäre Handel klagt von Jahr zu Jahr etwas lauter über die rückläufige Kundenfrequenz in Innenstadt- und Einkaufscenterlagen durch Abwanderungen in den Online-Handel. Aber, und das ist das Thema Wettbewerb mit anderen Medien, der Publikums-Buchmarkt hat über alle Vertriebswege Umsatz verloren. Es wurden 2017 weniger Bücher verkauft, in zweistelliger Millionenzahl.
Das gepflegte Selbstbild einer reifen Branche hat zusehends Risse bekommen, sodass auch der Branchenverband Börsenverein sein Lied von der stabilen Branche nicht mehr mit vollbrünstigem Timbre intoniert. Die Geschäftsentwicklung 2017 hat den Verband in Marktforschung investieren lassen, mit dem Ergebnis ernüchternder Trends, die mit den Herausforderungen des Wettbewerbs und Zusammenspiels zwischen stationärem Handel und Online-Shops wenig zu tun haben: Die Buchbranche verliert massiv Käufer und dies in allem Bildungsschichten. Auch mancher notorische Vielleser findet weniger Zeit fürs Buch.
Vor diesem Hintergrund einer getrübten Branchenentwicklung steht der alljährliche Blick auf die Unternehmen der Buchhandelsbranche.
Die 36 großen und mittelgroßen Buchhandelsunternehmen sind wie folgt sortiert:
- Die Marktführer, angeführt von Amazon, sind mindestens deutschlandweit und (mit Ausnahme von Hugendubel) im gesamten deutschsprachigen Raum aktiv. Zum Online-Riesen kommen hinzu die überregionalen Multichannel-Buchketten Thalia, Hugendubel und das nach der Insolvenz von 2014 wieder wachsende neue Weltbild-Unternehmen, das neben Filialen und Online-Shop Impulse mit klassischer Katalogwerbung fortsetzt.
- Die Regionalfilialisten sind Unternehmen wie die NRW-Kette Mayersche sowie Osiander und Rupprecht in Süddeutschland. Pustet (Bayern), Heymann und Decius im Norden, Lüthy Balmer Stocker in der Schweiz, die Morawa-Gruppe in Österreich gehören dazu sowie einige weitere regio-nal verzweigte Buchhandelsunternehmen. Erstmals separat als Regionalfilialist aufgeführt ist die Deutschschweizer Kette Orell Füssli, die hälftig zur stationär marktführenden Thalia-Gruppe gehören.
- Die großen Solisten, die an einem Standort marktführend aufgestellt sind und bestenfalls mit wenigen Ablegern im Nahbereich Präsenz zeigen, heißen Dussmann in Berlin, Wittwer in Stuttgart, Rombach in Freiburg, Graff in Braunschweig und Bider+Tanner in Basel.
- Die Medienhändler führen Bücher als nicht dominierendes Angebot und haben 2017 Umsatz verloren, die Schweizer Medienkette Ex Libris zieht jetzt drastische Konsequenzen. Auch für den Bahnhofsbuchhandel, dessen Hauptgeschäft der Presseverkauf ist, sind Bücher ein wichtiges Teilsortiment.
- Die Fachinformationsmittler bedienen ihr professionelles Klientel – Bibliotheken, Anwaltskanzleien, Unternehmen – immer häufiger in digitaler Form und als Dienstleister.
- Die Bahnhofsbuchhändler
Die auf buchreport.de in sechs Teilen präsentierte Übersicht zeigt Größenordnungen und Gefälle im Buchmarkt. Nicht immer lässt sich der Umsatz eindeutig und vergleichbar bestimmen, weil einige Händler keine Angaben machen und/oder die Buchanteile im Sortiment nicht genau abgegrenzt werden können. Die vor allem bei den großen Unternehmen erforderlichen Abschätzungen sind durch Asteriske (*) gekennzeichnet.
Für Unschärfe sorgt zudem der unterschiedliche Anteil von Nicht-Medien-Sortimenten. Das gilt etwa für den Händler Weltbild, der mit einem erhöhten Anteil von Nonbook-Produkten auch auf die veränderte Mediennutzung reagiert. Auch klassische Buchhändler experimentieren seit Jahren in nennenswertem Umfang mit einem Angebot von Nonbook-Ergänzungssortimenten, zumal in den Online-Shops. Diese Sortimente sind in den Gesamtumsätzen enthalten.
Thomas Wilking wilking@buchreport.de, Dokumentation: Daniela Zielberg